Sorry, aber ich muss mal wieder ne Runde meckern…
Manche Spielmechaniken in Videospielen sind eher nervig als gelungen. Beispielseise, wenn der Spielcharakter eine begrenzte Ausdauer, auch Stamina genannt verpasst bekommt. Dies sieht man am häufigsten in Rollenspielen. Kaum ist man ein paar Meterchen gelaufen, ist der Protagonist außer Puste und muss sich kostbare Echtzeit-Sekunden ausruhen… was im Grunde einfach nur verplemperte Zeit für den Spieler bedeutet. Warum macht man sowas? Soll das mal wieder “realistisch” sein? Pah! Was auch oft unnötig ist, ist begrenzter Platz im Inventarmenü. Manchmal interessant ins Geschehen implementiert, artet dieses Konzept in Wahrheit ebenfalls meist zur nervigen Routine aus. Regelmäßig müssen wir Verkäufer oder eigene Lagerplätze aufsuchen um unser mühsam erkämpftes Gut abzugeben oder zu verkloppen, weil wir zu schwer beladen sind und nicht mehr laufen können. Und mühsam erkämpften, kostbaren Krempel im Felde liegen lassen muss schließlich nicht sein. Pure Verschwendung!
All diese Ideen, die das Gameplay auflockern und knackiger machen sollen sind zwar nett gemeint, aber aufgezwungener Mumpitz. Realistischer macht man Spiele so zumindest nicht, es sind schließlich Spiele! Als ich mich vor Jahren in “Far Cry 2” in ein afrikanisches Räuberlager schlich, klemmte erst meine rostige Knarre, dann hatte ich eine unschöne Zufallsbegegnung mit einer giftigen Schlange UND zu allem Überfluss bekam mein Männchen noch eine Malaria-Attacke, was in der Summe unter Feindbeschuss zu meinem Tode führte und mich einen lauten Wutschrei ausstoßen ließ. Realistisch? Nein, unfair und frustrierend! Warum nicht gleich ein spontanes Ende mit dem Satz “Sie hatten einen tödlichen Schlaganfall”? So ein Quatsch.
Es gibt allerdings eine weitere Mechanik, die mich regelmäßig auf die Palme bringt. Aber leider keine schöne Urlaubspalme irgendwo am blauen Strand, sondern eine blutrote in einem Meer voller Wut und Frustration! Ich rede von zerbrechlichen Waffen – Aaaargh!
Geplante Obsoleszenz
Aktuell erfreuen sich Zocker des nagelneuen “Zelda: Breath of the Wild” weltweit an eben dieser fragwürdigen Designentscheidung. Sämtliche Waffen im Spiel gehen nach ein paar Schlägen auf Gegner und Feinde zu Bruch. Man muss also immer den Zustand besagter Schwerter und Knüppel im Auge behalten und bestenfalls einen ausreichenden Vorrat zum Wechseln mitführen. Ansonsten steht man im Ernstfall, gerne bei einem wichtigen Bosskampf ohne ausreichende Bewaffnung dar und bekommt den virtuellen Arsch ausgehändigt. Ärgerlich und doch im Grunde irgendwie überflüssig.
Relativ viele Spiele bedienen sich diesem Konzept; “Monster Hunter“, “Muramasa: The Demon Blade“, “Pandora’s Tower” und “The Witcher 3: Wild Hunt” um nur ein paar zu nennen. Auch die meisten Rollenspielchen von Bethesda lassen alles nach einer Weile zu Klump gehen. Geplante Obsoleszenz, wie beim Drucker. Ich gebe zu, in Spielen mit ausgeprägtem Survival-Aspekt mag das der hartgesottenen Zielgruppe gefallen und sogar die Immersion in eine dunkle, gefährliche Welt in der man nichts geschenkt kriegt vertiefen, meist wirkt dieses Feature auf mich allerdings ein wenig aufgesetzt. Frei nach dem Motto “Seht her, wie realistisch und tough ich bin”.
Die Frage nach dem “Warum”
Soll es den Spieler nun ermuntern, verschiedene Waffen und Kampfstile auszuprobieren und sich nicht dem immer gleichen Trott mit liebgewonnener Bewaffnung hinzugeben oder die ständigen Begegnungen mit Halunken einfach etwas unvorhersehbarer und individueller gestalten? Vielleicht. Aber macht es Spaß, ständig auf kleiner werdende Zahlen und Stats neben dem Silberschwert achten zu müssen, ständig zum ansässigen Schmied zu eilen oder immer Gefahr zu laufen, den treuen Streitkolben im schlimmsten Falle gleich ganz zu verlieren? Permadeath für die Bewaffnung, dieser macht die Idee des fragilen Inventars noch nerviger.
Was auh immer in den Köpfen der Macher vorgeht, übertreibt es bitte nicht mit solchen Dingen. Schlimm genug, dass wir im echten Leben in die Werkstatt müssen und zu Bruch gegangenes ersetzen müssen, das müssen wir nicht auch noch in unserem liebsten, virtuellen Hobby tun. Oder müssen wir bei “GTA” demnächst auch zum TÜV oder müssen im nächsten “Final Fantasy” Einkommenssteuer zahlen? Wäre auch realistisch und ehrlicherweise fast genauso sinnvoll, wie eine massive Streitaxt, die nach ein paar Hieben in tausend Stücke zerschellt…
Auch Realismus hat seine Grenzen, fragt mal den amtierenden US-Präsidenten.
So erfolgreich ausgemeckert.
Gehabt euch wohl, Freunde!
Anm.d.Red.: Bei diesem Bericht kamen viele Waffen und Nerven zu Schaden.