The Last of Us. Dieses Spiel hat mich von Beginn an gereizt und neugierig gemacht. Nahmen sich doch die guten Entwickler solch ausgesprochen gut gelungener Spiele wie Crash Bandicoot und der Uncharted-Reihe diesmal eine Survival-Zombie-Apokalpyse vor. Storylastig und mit vielen Emotionen sollte es erzählt werden und somit angeblich kein Baller-Action-Porno wie 99% der Gernekollegen sein. Interessant. Da es mir aber leider bei seiner Erstveröffentlichung 2013 aufgrund diverser technischer Zickereien meiner Playstation 3 nicht gegönnt war es spielen zu können, konnte ich nur passiv die ganzen Lobeshymnen und ’Best Game’-Auszeichnungen um mich herum wahrnehmen. Schade.
Aber dann, aber dann… wurde die Remastered Edition veröffentlicht.
Und jetzt konnte auch ich die aufgebohrte, remasterte Next-Gen-Version spielen und was soll ich sagen… wow. Ein wirklich tolles Spiel. Wir spielen Joel, einen bärtigen, vom Leben gezeichneten Pragmatiker, abgestumpft von den tragischen Erlebnissen während des Ausbruchs einer mysteriösen Pilzseuche. Diese hat die uns bekannte Welt über viele Jahre ins Chaos gestürzt, unschuldige Zivilisten zu blutdürstenden Mutanten und diebische Überlebende zu Tieren gemacht. Hier bekommen wir als Gegenleistung für unsere Interessen den Auftrag ein kleines Mädchen ans andere Ende des Landes zu bringen. Die junge Ellie, die wir nun im Schlepptau haben und die sich an keine Zeit ohne Postapokalypse erinnern kann, wächst dem Rauhbein Joel und uns Spielern immer mehr ans Herz und wir beginnen diesen zwei gegensätzlichen, widerwilligen Gefährten die Daumen zu drücken (nicht nur auf dem Controller).
Die konsequente Story von The Last of Us wird dabei in einer gut dosierten Dramaturgie und kleinen, ruhigen Momenten erzählt und verlässt sich dabei voll und ganz auf seine virtuellen Hauptfiguren. Das habe ich in dieser Form und auf diesem Niveau noch nie erlebt – echt der Wahnsinn. Mitten im Spielgeschehen ereignen sich immer wieder zwischenmenschliche Momentaufnahmen, liebevoll eingestreute Details und glaubhaft dargestellte Emotionen. Ich habe den Polygon-Protagonisten die ganze Zeit über sämtliche Dialoge abgekauft – besseres Schauspiel als in vielen Hollywood-Schinken. Der Flow dieses Spiels; das flüssige Gameplay, das nahtlos zwischen Story, Schleich und Baller-Action wechselt und zwischendurch immer wieder von kleinen Rätselchen Marke “Wie kommen wir jetzt da rüber?“ aufgelockert wird ist echt beeindruckend und lässt keine Langeweile aufkommen. Lediglich die häufigen in die Länge gezogenen Schusswechsel im letzten Viertel des Spiels und einige Quick-Time-Momente und ärgerliche Trial’n’Error-Passagen trübten den Spielfluss ein wenig. Schade, dass Spiele generell dazu neigen im Herzen immer einen Shooter darstellen zu wollen. Hier verbringt man jedoch glücklicherweise die meiste Zeit damit, den beiden Hauptcharakteren beim Überleben zuzusehen bzw. sie dabei spielerisch zu unterstützen. Man umschleicht Horden gefährlicher, von Pilzen durchsetzter Untoter und bastelt sich aus gefundenen Ressourcen Brandbomben oder Erste-Hilfe-Pakete. Manchmal können diverse Schleichpassagen zwar ein wenig anstrengend werden, aber diese kleinen Schönheitsfehlerchen sollten niemanden davon abhalten, dieses wahnsinnig gute Spielerlebnis zocken zu wollen. Wirklich, wirklich beeindruckend. Und wem rollen bei dem Anblick freilaufender Giraffen, die aus einem Zoo ausgebüchst sind und mittlerweile die Innenstadt einer amerikanischen Metropole bevölkern nicht kleine Schauer der Begeisterung bezüglich dieser gut durchdachten Endzeit-Welt über den Rücken?
Technisch haut einen die Remastered-Edit ebenfallsion oftmals aus den Nerd-Söckchen. Die detaillierte, riesige Spielwelt, die weitläufigen Landschaften oder die grandiosen Charaktermodelle. Das ist wirkliches Next-Gen (auch wenn es eigentlich ein Last-Gen-Spiel ist). Das Spiel läuft butterweich mit 60 Frames in der Sekunde, die Soundkulisse und die Kompositionen von Gustavo Santaolalla sind einfach fantastisch und die hochaufgelösten Texturen sind streckenweise echt irre. Im beinhalteten Foto-Modus habe ich mal diese beiden Bilder der kleinen Ellie geschossen, um die tolle Lichtarbeit und die vielen Details zu demonstrieren:
Nach dem Hauptspiel (mit einem recht kontroversen Finale) habe ich noch den DLC Left Behind durchgezockt, der inhaltlich größtenteils vor dem Hauptspiel handelt. Ellie’s Prolog, quasi. Ohne zu viel zu verraten, geht es hier hauptsächlich um Kinder, die trotz schrecklicher Umstände versuchen Kinder zu sein. Man verkleidet sich in einem Halloween-Laden, macht Wettbewerbe, wer die meisten Autoscheiben mit Steinen einwerfen kann oder vergnügt sich mit einem Wasserpistolen-Duell. Das sind die kleinen Ideen, die zeigen, wie fit die Autoren hier zu Werke gegangen sind und über den Tellerrand des üblichen Zombie-Überlebens-Breis hinausgeschaut haben. Auch die mehr oder weniger große Überraschung gegen Ende des DLC’s ist mehr als mutig. Ich ziehe meinen Hut, liebe Entwickler bei Naughty Dog.
The last of Us ist ein Meilenstein. Nicht nur als Videospiel, sondern als interaktives Erlebnis mit einer cleveren, klischee-umschiffenden Zombie-Geschichte. Ein Spiel, das seinem Hype tatsächlich gerecht wurde, wie oft gibt es das schon. Dieses Spiel empfehle ich (trotz klitzekleiner Kritikpunkte meinerseits) uneingeschränkt. Los, spielt dieses Game! JETZT!
Ollibaba 😉