No Man’s Sky – No Test!

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Freunde, wir vom Videospielplatz haben uns alle auf No Man’s Sky gefreut. Wie Bolle, sag ich euch! Der kleine Indietitel sah erfrischend originell aus, mit cooler Technik und unendlichem Potential. So unendlich wie der zufallsgenerierte Weltraum, den die Entwickler von Hello Games hier ausbreiten wollten. Doch jetzt, wo Gott und die Welt die Chance haben, das Game ausgiebig zu spielen, macht sich eine gewisse Ernüchterung breit. Viele sind enttäuscht. Die Zahl der aktiven Spieler auf PC’s sank gerade um neunzig Prozent. Neunzig! Wow, was ist da passiert? Ist No Man’s Sky etwa schlecht? Schlecht nicht, aber speziell.

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Anstelle eines weiteren Testberichtes, versuche ich in diesem Fall einmal etwas anderes…

Hello Games machten zuvor mit den launigen Joe Danger Spielchen auf sich aufmerksam, einer Mischung aus Rennspiel und Jump’n’Run, ähnlich wie die erfolgreichen Trials-Rasereien, nur mit einem bunteren Erscheinungsbild. Eines der nächsten Projekte sollte nun ein Weltraumspiel werden, aber kein Shooter, sondern etwas neues, etwas anderes.

Inspiriert durch klassische Science Fiction Werke, angereichert mit interessanten Konzeptzeichnungen und der Möglichkeit eines offenen Kosmos machte sich das neue Spiel schnell einen Namen in der Branche und weckte die Neugier vieler Insider, auch Sony wurde aufmerksam. Auf Anraten des Journalisten Geoff Keighley, der als Moderator an den Spike Video Game Awards beteiligt war, bastelte Hello Games einen kleinen Teaser für die Preisverleihung und wurde so über Nacht zu einer für die breite Masse interessanten Marke. „Hast die denTrailer für dieses Weltraumspiel gesehen? Sah cool aus!“

Nun war Sony vollends überzeugt, bot dem Entwicklerteam um Sean Murray nun Unterstützung an, finanziell und Sachen Marketing. Dafür sollte No Man’s Sky konsolenexklusiv auf PS4 erscheinen und das Spiel auf der Sony-Stage bei der E3 2014 offiziell vorgestellt werden. Das Spiel passte mit seinem farbenfrohen, verspielten Konzept perfekt zur Playstation-Marke, die sich immer wieder mit Spielen wie Journey, Flower und Knack vom Einheitsbrei aus Militärshootern abheben wollte. Mit einem großen Fokus auf ein nie dagewesenes Spielerlebnis wurde No Man’s Sky nun vermarktet, der Öffentlichkeit mit immer neuen Schnipseln der Mund wässrig gemacht und das Spiel zu einer der großen Topfranchises hoch gelobt. Der Hypetrain nahm volle Fahrt auf!

No Man’s Hype

„Dieses Spiel wird der Hammer! Dafür kaufe ich mir eine Playstation.“ Das predigte mir ein guter Kumpel, als wir über bevorstehende, interessante Games lamentierten. Neugierig war ich zwar auch, doch eine Sache war mir nicht klar; was macht man eigentlich in No Man’s Sky? Was ist das Gameplay? Idee, Artstil und das konzeptionelle Drumherum sind ja echt cool, aber was tut man? Diese Frage blieb lange unbeantwortet und lies Platz für Hoffnungen und Interpretationen vieler interessierter Zocker. Jeder hatte eine Wunschvorstellung davon, wie man No Man’s Sky gerne hätte. Aber was nach einigen Verzögerungen in den Handel kam, war im Herzen immer noch ein kleines Indiespiel. Ein ambitioniertes, groß geredetes, spielerisch doch recht bescheidenes Indiespiel.

Ich hatte mich in den letzten Wochen vor Release von jeglicher Berichterstattung zum Thema abgeschirmt um den von mir vorbestellten Titel unvoreingenommen genießen zu können. Auf den ersten Blick ist alles so, wie ich erwartet hatte. Die farbenprächtige Optik, das ein wenig an alte Sci-Fi-Klassiker erinnert, mein erstauntes Erforschen fremder Planeten mit aberwitzigen Lebewesen und der erste Moment, wenn man mit seinem Raumschiff den Orbit verlässt und sich in die unendlichen Weiten des Raumes begibt. Toll. Doch meine Skepsis bezüglich des tatsächlichen Gameplays wurde leider ebenfalls bestätigt. Im Kern handelt es sich bei No Man’s Sky um ein Survivalspiel, bei dem man ständig Ressourcen für Upgrades und nötige Reperaturen ernten muss.

Der Weg ist das Ziel

Böse Zungen behaupten, es sei eine spacige Variante von Minecraft, doch das ist nicht ganz richtig. No Man’s Sky ist viel eigenständiger als ihm viele Kritiker zugestehen wollen. Die Entdeckungstouren auf andersartigen Welten habe ich in der Form noch nicht gesehen, das simulierte Feeling, tatsächlich im Weltall zu sein und um Asteroiden herum zu düsen ist echt klasse. Für Sammler und Perfektionisten, die in Ruhe auf eine Reise gehen möchten um endlich ein lange gesuchtes Metall abzubauen um dem Weltrumkreuzer einen neuen Anschub verpassen zu können ist dieses Spiel perfekt. Actionfans mit nervösem Triggerfinger kommen bei diesem Sternenritt eher nicht auf ihre Kosten, ungeduldige Gelegenheitszocker, mit wenig Zeit um sich richtig in die Materie des Spiels vertiefen zu können ebenso wenig.

No Man’s Sky ist nicht der massentauglicher Blockbuster, zu dem Sony ihn gemacht hat. Deshalb sind meiner Menung nach auch so viele Käufer gerade etwas angesäuert und quittieren ihren Astronautendienst. Der Hypetrain hat das Kultpotential dieses Titels beinahe in den Abgrund gefahren.

Nichenspiel im Tripple-A-Mantel

Aber macht No Man’s Sky denn Spaß? Ja. Auch wenn es ein sperriges Erlebnis ist. Das ständige Suchen, Nachfüllen und Nachladen verschiedenster Dinge, vom Anzug bis hin zum Laserwerkzeug wird zwar schnell eintönig und manchmal langweilig, doch als Survival-Trip im All funktioniert sogar diese Monotonie irgendwie gut. No Man’s Sky will ein Erlebnis, eine Reise sein, das schafft es bravourös und bietet etwas völlig Neues. Aber ein gutes „Spiel“ ist es nur bedingt.

Technisch ist alles im grünen Bereich, einzelne Abstürze kurz nach dem Launch mal abgesehen. Die Grafik ist scharf, wenn auch nicht bahnbrechend. No Man’s Sky ist kein Uncharted 4. Der spacige Sound ist super und fängt die strange Atmosphäre perfekt ein, von Musik über Hintergrundgeräusche ist alles akustisch gut gelungen.

So, ist mein ganzes Gesülze nun ein Test, eine Abhandlung über die Entstehung des Spiels oder was… ein bisschen was von allem. Ich persönlich tue mich einfach schwer, No Man’s Sky jetzt zu bewerten. Ich dachte es sei interessanter zu erläutern, warum es gerade so in der Kritik steht und um euch zu verstehen zu geben, warum dieser Titel nicht für jeden geeignet ist. Von einem klassischen Test sehe ich daher bewusst ab und bewerte den Titel einfach gar nicht. Wer nach wie vor neugierig ist und auch nach meiner Beschreibung noch gewillt ist, darf sich gerne auf die Reise machen.

Freunde, live long and prosper!

OlliSignatur-1

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