Who Ya Gonna Call?
Für ein Kind der Achtziger ist es ja schon beinahe ein Naturgesetz die Ghostbusters geil zu finden. Ich erinnere mich noch, als ich den ersten Teil damals auf VHS gesehen habe und mich zwischen den lustigen Passagen wirklich gegruselt habe. Viele Szenen haben sich auf ewig in mein bescheidenes Gehirn eingebrannt, vom verfressenen, grünen Slimer bis hin zum gigantischen Marshmallowmann. Doch leider war es den guten Geisterjäger eher selten vergönnt, in einem vernünftigen Videospiel auf die Jagd zu gehen.
Nach den enttäuschend langweiligen NES-Spielen und einem recht unterhaltsamen Auftritt auf dem GameBoy, fiel mir Anfang der Neunziger ein Ghostbusters-Spiel für das Sega Mega Drive in die Hände. Es hatte nichts mit den Vorgängern gemeinsam und schien auch nur lose Elemente des Films aufzugreifen, was für eine Videospiel-Adaption keine schlechte Vorraussetzung war.
Zurück zu den Anfängen
Wir wählen einen der originalen Geisterjäger aus; Peter Venkman, Ray Stantz oder Egon Spengler. Leider fehlt auch in dieser Versoftung der farbige Kollege Winston Zeddemore, wie schon bei den älteren Spielen. Warum, weiß niemand. Ich will den Entwicklern hier keinen Rassismus unterstellen, vielleicht wäre die Extraarbeit mit farbigen Sprites zu aufwendig gewesen, aber naja, wir werden es nie erfahren… Sobald wir eine Figur ausgewählt haben, wählen wir eine Location, die es von fiesen Gespenstern zu säubern gilt. Vom gruseligen Hotel bis hin zu einem vergeisterten Wohnhaus ist alles dabei. Optional können wir in einem Shop auch unser hart erbustetes Geld für Waffen und mal mehr oder weniger sinnvollen Krempel ausgeben, wie eine gebratene Ente, die unsere Lebensenergie auffrischt.
Bei unseren ersten Schritten am Einsatzort fällt als erstes die liebevolle Comicgrafik auf, die einen ganz eigenen Charme entwickelt. Unsere Geisterjäger haben leicht überdimensionierte Köpfe und verwandeln sich beim Ableben in eine kleine Mumie – etwas albern, aber super! Auch die verschiedenen Gegner sind abwechslungsreich und schön detailliert gestaltet. Tödliche Keramiktassen, hinterhältige Tischdecken und feurige Flammentiere werden uns genauso gefährlich, wie brennende Wände, eisige Abgründe oder der Marshmallowmann, dessen Faust einfach durch die Wände nach uns haut. Vor allem aber sind es die Zwischen und Endbosse die ich super finde, von einer fleischfressenden Pflanze, über einen bösen Schneemann trachtet uns sogar der Tod persönlich nach dem Leben. Eine echt bunte Mischung.
Da bleibt mir die Spuk-e weg!
Doch es wird nicht nur geballert, wir müssen uns auch im unwegsamen Terrain unseren Weg zu besagten Gegnern bahnen. Manchmal schmelzen uns Plattformen unter den Füßen weg, wir schwimmen unterirdische Tunnel entlang oder nutzen glubschäugige Wesen als Katapult. Der Weg ist hier das halbe Ziel, bzw. der halbe Spaß. Eine sehr gelungene Mischung, die zwar nicht immer das Flair des Kinofilms einfängt, aber trotzdem unfassbar viel Spaß macht. Ein rundum gelungenes Spiel, mit toller Optik, einem eingängigen Soundtrack, vielen witzigen Einfällen und Details, das spielerisch überaus gut gealtert ist. Meines Erachtens ein zu unrecht unterschätzter, vergessener Klassiker der 16-Bit-Ära.
Wer also die Möglichkeit hat, diese Spukhaus-Perle zu zocken, sollte dies auf jeden Fall tun. Ich finde, die Sega-Version ist das beste Videospiel zum Geisterjäger-Franchise und verdient eine zweite Chance. Und eine dritte und vierte!
RetrOllibaba 😉
PS: HIER gibts meinen Test zum Spiel “Ghostbusters” für PS3 und Xbox360 und HIER zu meinem Videotest!