TestLabor: ASSASSIN’S CREED UNITY

LOGOS - Überschrift TEST Xbox

Bäm! Und wieder eine Fortsetzung einer großen Spieleserie. Assassin’s Creed Unity ist der mittlerweile siebte Teil der Attentäter-Simulations-Reihe und der erste, der ausschließlich für die neue Hardware der Next-Gen-Konsolen gestrickt wurde. Bekommen wir einfach mehr vom Gleichen vorgesetzt? Einen alten, aufgewärmten Spielehut oder haucht Ubisoft dem Franchise frischen Wind ein? Hmmh…

Nachdem wir bereits in den Kreuzzügen, im Vatikan, im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg und zuletzt sogar in der farbenfrohen Karibik gemeuchelt haben, ist dieses Mal die französische Revolution an der Reihe. Assassin’s Creed Unity erzählt eine klassische Rachegeschichte des jungen Arno mit einer Prise Lovestory und einer bunten Beilage aus typischem Assassinen-Templer-Verschwörungs-Gedönz. Nicht unbedingt wahnsinnig originell, aber nett erzählt und funktioniert gut. Mir gefiel die Story genug um mich bis zum Schluss bei der Stange zu halten, leider kommt es nicht ganz an die Abenteuer des sympathischen Ezio heran, ist aber bei weitem nicht so farblos wie derzeit oft im Internet behauptet wird. Die Story kommt schneller in Fahrt als noch im dritten Teil und beschränkt sich mehr auf die Ereignisse innerhalb der Simulation. Gekrachsel im hier und heute, außerhalb des Animus-Nachfolgers von Abstergo suchen wir hier vergebens. Das macht die ganze Geschichte etwas kompakter und soll wohl vor Allem Neueinsteigern das Leben erleichtern.

Spielerisch hat man sich nach den Ausflügen aufs Meer und kleinere Inseln in einer frei befahrbaren Welt wieder etwas mehr auf alte Tugenden besonnen und sich auf eine einzige, dafür riesige, verwinkelte Stadt beschränkt. Paris im 18. Jahrhundert ist ein perfekter Schauplatz für einen kleinen (Achtung Wortspiel) “Abstecher“ in die Welt der Assassinen. Überall rumort es, korrupte Halunken bedrängen arglose Bürger, es verbrennen Haufen voller Hausrat und es wehen französische Flaggen in den Straßen – die Revolution ist im vollen Gange. Wir haben hier auch abseits der Hauptmissionen eine Menge zu tun; wir helfen der Bevölkerung, erfüllen Nebenaufträge und renovieren eine Reihe lukrativer Lokalitäten. Anschließend kaufen wir uns vom verdienten Schotter neue Waffen, Rüstungselemente, erlernen mit gewonnenen Erfahrungspunkten neue Fertigkeiten und Meuchel-Methoden und mutieren so nach und nach zu einer stinkreichen Ein-Mann-Armee. Frei nach dem Motto “mehr Knete – mehr Machete”! So muss ein Assassin’s Creed sein!

Das Klettern und die Fortbewegung sind auch etwas “Oldschool-iger“ als in den beiden Vorgängern. Die engen Häuserschluchten eignen sich einfach besser fürs Herumkrachseln als ein offener Wald oder eine popelige Insel. Es wird einfach nie alt, über Dachziegel und Schornsteine zu flitzen um arglose Spitzbuben von oben dahinzuraffen – DENN, nicht alles Gute kommt von oben! Die virtuelle Stadt der Liebe ist mehr als eine “Sandbox”, mehr als ein Sandkasten zum Austoben – sie wurde im Prinzip als ein riesiger Spielplatz für uns und unsere Fähigkeiten konzipiert und funktioniert diesbezüglich perfektestens.

Das Kampfsystem wurde deutlich überarbeitet und etwas erschwert; wir warten nun nicht mehr stumpf darauf angegriffen zu werden um einen unbesiegbaren Konter zu starten. Non, Monsieur! Wir müssen aktiv zu Werke gehen, Rauchbomben werfen und Hieben ausweichen. Eine klare Verbesserung, die ab und zu mit der manchmal störrischen Kamera kämpft. ABer ist ja schließlich ein “Kampf”-System. Aber leider krankt Assassin’s Creed Unity an mehreren solcher Makel der Vorgänger. Beim Fluchtversuch beispielsweise steigt der gute Arno gerne mal auf einen Vorsprung um in Lauerstellung zu verharren um sich seelenruhig erschießen zu lassen, was leider oft in Wutanfällen meinerseits endet. Sowas ist oft ärgerlich, vermiest den Gesamteindruck aber nur minimal.

Was da allerdings deutlich negativer auffällt, sind die vielen Bugs und Glitches. Mal kommt man nicht mehr aus einem Heuhaufen heraus, mal verschwinden Personen mitten in der Zwischensequenz oder man fällt gleich durch den Pariser Boden ins virtuelle Nirgendwo. Solche Dinge DÜRFEN bei einem Spiel, das fertig im Laden steht NICHT SEIN! Mittlerweile ist Ubisoft zwar reichlich am patchen, trotzdem bleibt oftmals der Eindruck ein nicht ganz fertiges Spiel zu zocken. Mein Spiel ist im Finale sogar zweimal komplett abgestürzt. Pfui, Ubisoft, PFUI!

AssC Unity - bug

Auch die teils ruckelige Bildrate und aufploppende Gegenstände mindern den optischen Next-Gen-Spaß. Was sehr schade ist, ist die Welt im siebten Teil doch eigentlich phänomenal schön mit viel, viel Liebe zum Detail. Vor allem in ruhigen Momenten, wenn man sich in einem der vielen begehbaren Gebäude einmal umschaut und den reflektierten Kerzenschein am goldenen Bilderrahmen eines Portraits begutachtet wird schnell klar, hier wollten Entwickler etwas schönes und einzigartiges machen. Passanten unterhalten sich auf den Straßen und Plätzen, rauchen Pfeife, streiten sich oder strullern in eine Ecke. Die Metropole wirkt lebendig und für Videospielverhältnisse ziemlich glaubhaft. Echt toll gemacht – nur leider will die Technik dahinter nicht immer so ganz. Aber auch all das trübt den Spaß am eigentlichen Spiel komischerweise nur minimal und es bleibt die Hoffnung, dass zukünftige Updates die meisten dieser kleinen Haare in der ansonsten schmackhaften Präsentations-Suppe entfernen werden.

Ein weiterer Kritikpunkt an Unity ist die erzwungene Einbindung von Ubisofts U-Play-Webseite und der parallel erhältlichen App für Smartphone und Tablet. Wir können erst auf bestimmte Rüstungen oder Schatztruhen zugreifen, wenn wir eben diese nutzen, was oft am ständigen Abstürzen eben dieser App scheitert. Ich verstehe den Versuch, alles unter einem gemeinsamen Ubisoft-Mantel vermarkten zu wollen, trotzdem keine gute Idee. Zusätzliche, optionale Infos über historische Figuren und Ereignisse auf einer Begleit-App sind eine nette Idee, sollten aber während des eigentlichen Spieles nicht so forciert eingesetzt werden. Naja, ist zumindest meine Meinung.

Nach der ganzen Kritik noch mal ne Portion Positives: Assassin’s Creed Unity ist zwar keine echte Revolution (sorry, das bot sich an) aber ein spielerisch würdiger Einstand auf der neuen Konsolengeneration. Es macht Spaß, hat einige sinnvolle Verbesserungen dabei und besinnt sich auf ein paar frühere Tugenden der Assassinen-Saga zurück. Es erfindet das Meuchel-Rad nicht neu, ist aber ein kompetentes Fundament für die Zukunft. Es macht Laune, sieht meist schick aus und ist mit seinem historischen Setting nach wie vor eine originelle Alternative zum Einheitsbrei vieler anderer Blockbuster. Man trifft auf historische Personen, kann einen virtuellen Kurztrip in der Weltgeschichte erleben und lernt nebenbei das ein oder andere. Einzig die teils arg unterirdischen Bugs und Technik-Patzer vermiesen den kompetenten Eindruck.

Ich sage, Fans der Reihe und hauptsächlich Freunde der Rom-Abenteuer des guten Ezio Auditore werden hier mordsmäßigen Spaß haben (und wieder ein lahmes Wortspiel!) und wenn man die vielen technischen Albernheiten mit einer gesunden Prise Humor genießt, ist auch eine Passantin, die einen Meter über dem Boden schwebend den luftigen Boden fegt irgendwie lustig. Spaß muss schließlich sein. Amuse-toi bien!

Monsieur Ollibábà 😉

NEU Testfazit

 


 

Xbox One Japan Launch HerzAls kleine Anmerkung sei gesagt, dass ich mich bewusst für die Xbox One Version der Bastille-Edition (mit Soundtrack und Artbook) entschieden habe, weil Assassin’s Creed Unity eines der wenigen Spiele darstellt, das auf der Microsoft-Kiste mit weniger Einbrüchen der Bildrate zu kämpfen haben soll.

Also, wer die Wahl hat greift überraschenderweise mal zur technisch angeblich unterlegenen Konsole. 😉

 


 

1497882_10203238291740389_1653044895_oUND NOCH EIN PAAR SPIELPLATZ-VIDEOS ZUM THEMA:

Hier buddelt Starkilla Assassin’s Creed Unity auf der PS4 an.

Und hier gibts Starkilla’s Unboxing Video zur Bastille-Edition der PS4.