Wer hätte das gedacht, ein neues Call of Duty. Schon wieder. Hat Activision es etwa dieses Mal geschafft die goldene Kuh des ultimativen Kriegs-Shooters zu Tode zu melken?
Ist der Vorjahres-Ableger Ghosts eher mäßig angekommen, haut man dieses Jahr wieder mächtigst auf die Bombast-Pauke. Zwar ohne Schäferhund, dafür aber mit Starpower! Kein geringerer als die amerikanische Schönheit Kevin Spacey himself mimt hier den Chef einer weltumspannenden Privatarmee namens ATLAS, die sich selbst als “Käufliche Supermacht“ bezeichnet. Im Jahre 2054 spielen wir einen patriotischen US-Soldaten, der nach einem verstörenden Zwischenfall wegen körperlicher Mängel außer Dienst gestellt wird. Da kommt der von Spacey verkörperte Jonathan Irons gerade recht, er verpasst uns ein paar biotische Hilfen und ZACK! werden wir zum Hundert-Millionen-Dollar-Män! Im weiteren Verlauf gibt es das übliche Storygedönz aus Verschwörung, Verrat und Militärschmonzette, wie man es von Call of Duty erwartet. Nicht mega- geil aber auch kein Total-Reinfall– die Geschichte funktioniert und bleibt bis zum Ende halbwegs spannend. Aber wer zockt so was wegen einer smarten Handlung, hä? Seien wir mal ehrlich.
Call of Duty ist und bleibt ein Krawumm-Blockbuster! Ein brachialer, spitzenmäßig inszenierter Hau-Drauf-Popcorn-Ritt, der es locker mit Michael Bay’s feuchtesten Träumen aufnehmen kann. Darum geht es hier nunmal – bombastische, einfache Unterhaltung. Hirn aus – Helm an! Und was die knallige Inszenierung angeht topt Advanced Warfare die meisten anderen Shooter, auch aus dem eigenen Franchise. Es mag zwar nicht mehr so memorable Szenarien haben wie damals das Tschernobyl-Level in Modern Warfare, aber dafür hat es einen pervers guten Spielfluss und viele kleine Momente, die einem ein grinsendes “Fuck, Alter!“ entlocken. Wenn man bedenkt, wie viel Spektakel wir wohl alle in den letzten Jahren gezockt haben keine Selbstverständlichkeit. Sich immer selbst zu toppen ist generell nicht einfach, erst recht bei Teil 11! Aber die dritten Entwickler im Duty-Bunde, Sledgehammer Games haben einen mehr als anständigen Job gemacht. Aber was ist die erfolgreiche Essenz dieses prollig-sympathischen Franchises? Rücken wir der bewährten “Actionporno-Formel” mal mit Diagrammen auf die Pelle:
Wo Ghosts zu wenig Neues bot, hat Advanced Warfare sich an den richtigen Stellen von der Konkurrenz “inspirieren“ lassen. Euer Exo-Nano-Anzug lässt euch akrobatisch durch die Gegend hüfen, gleiten und rammen. Wir können ein Schutzschild generieren, Wände mit magnetischen Handschuhen hochklettern, uns unsichtbar machen und eine kurze Zeitlupe betätigen. Diese Fähigkeiten kommen ein wenig wie das Liebesbaby von Halo und Titanfall rüber, funktionieren aber perfekt und revolutionieren das klassische CoD-Gameplay drastisch zum Besseren. Spätestens jetzt will man nie wieder mit rostigen Knarren durch den altbackenen zweiten Weltkrieg ballern. Auch eure Gegner rücken haben technisch aufgerüstet, sie machen euch mit riesigen Mech-Bolliden und Drohnen das virtuelle Leben schwer. Gegen letztere helfen eure neuen EMP-Granaten, die zusammen mit einer Gegner-markierenden THREAT-Option die neuen Wurfgeschosse eures Soldaten darstellen. Advanced Warfare erfindet das Rad nicht neu, riskiert aber erstaunlich viel mit vielen neuen Ideen und kann sich so auch gegen aktuelle Shooter-Spielchen erfolgreich behaupten. Call of Duty ist in der Zukunft angekommen – nicht nur storytechnisch.
Die Grafik der Umgebungen ist keine gigantische Revolution – die Weitsicht, Lichteffekte, Tiefenunscharfe und hochaufgelöste Texturen sind aber immer eine Augenweide und die stabil hohe Framerate sorgt für gewohnt flüssige Action. Man merkt immer den enormen Aufwand und das hohe Budget – Blockbuster delüxe eben! Zu der krachenden Musik und der hervorragenden englischen Sprachausgabe ist vor allem die Darstellung und Mimik der digitalen Menschen zu erwähnen. Diese sind echt beeindruckend, verkaufen ihre Emotionen glaubhaft und erreichen allmählich Animationsfilm-Niveau. Dadurch wirkt auch die schauspielerische Leistung von Herrn Spacey gut und stimmig. So sollte die Zukunft von Storytelling in Shootern zumindest technisch aussehen!
Was mich wirklich beeindruckt hat, sind die vielen Details in den Umgebungen. Von den vielen virtuellen Mampf-Gerichten in den Lokalen, über bunte Souvenirs in Griechenland bis hin zu einem fahrlässig verursachten Kaffeering auf einem Tisch – geil. Einfach geil. Hierzu habe ich ein paar Screenshots geschossen:
Lediglich einige nervige Schleichpassagen und eine manchmal etwas unklare Levelführung, wenn man einfach nicht genau weiß was als nächstes zu tun ist sind mir leicht negativ aufgefallen. Das aber hauptsächlich, weil der Rest vom Schützengewehrfest so extrem gut und butterweich geschmiert abläuft. Dies sind aber auch nur winzige Härchen in der Baller-Suppe und trüben den Spielspaß nicht wirklich dolle.
Der flotte Multiplayer ist super spielbar und bietet mit den neuen Fähigkeiten ein ganz neues Call of Duty Online-Erlebnis. Zu dem Thema gebe ich unten nach meinem Test aber lieber zurück ins Studio zu meinem Kollegen Eisgrim, der als Experte zu diesem Thema bezeichnet werden kann. Ich bespaße mich primär mit dem Singleplayer-Feuerwerk.
Alles in Allem ist Advanced Warfare ein überdurchschnittlicher Shooter, mit vielen neuen Ideen, einem tollen Setting, grandioser Inszenierung und hübscher Präsentation. Kurzweiliger Spaß für Jedermann! So muss das. Ich freue mich traurigerweise schon jetzt auf das nächste Call of Duty – fragt sich nur welche Hollywoodgröße da wohl mitspielt?
Bis dahin,
Colli of Baba 😉
EISGRIM’S MEINUNG ZUM MULTIPLAYER:
Alle Jahre wieder ein neues COD Multiplayer, alle Jahre wieder Frust und Gebrüll durch die heimischen Hallen…. oder diesmal nicht?!
Ich möchte hier vorweg schreiben, dass ich diese Ansicht als so genannter Casual Gamer schreibe und auf keinen Fall ein „Pro“ bin (Gott wie hasse ich das Wort Pro Gamer….) Aber gerade deswegen überrascht mich dieses mal der Multiplayer von COD wirklich.Dieses mal gibt es wieder jede Menge Modi, in denen gegnerische Spieler aufs Korn genommen werden Wollen. Aber wirklich frisch fühlt sich dieses mal, der Klasseneditor an. Dies kommt vor allem durch das vorhanden sein des Exoskelets, an dem man jede menge Spielerreien einstellen kann, und das Spielgefühl wirklich verändern. So kann man z.B. entscheiden ob man lieber zwischen zeitlich ungehört laufen kann oder ob man sich lieber für einen Sprintboost entscheidet. Lieber höhere Sprünge, oder doch lieber ein ausklappbares Einsatzschild. Alles machbar und jede Runde fühlt sich dadurch anders an.Auch macht das einsetzen von Doppelsprüngen und die Kletterrei auf den Maps (die alle samt bisher gut durchdacht wirken und eine angenehme Größe besitzen,) richtig Spaß. Diese prise Titanfall light, bringt ein wenig frischen Wind in das verstaubte COD Multiplayer Konzept. Klasse, bitte weiter so.Zu dem: Ich hatte dieses mal viel weniger Frust-Momente und viel mehr Spass, dies wird den ach so großartigen „Pros“ stinken, aber letztendlich soll ein Spiel eins machen, und das ist Spaß! Dieser Multiplayer ist einfach super dafür geeignet, zwischen geschoben zu werden, nach dem Motto, „schnell eine runde COD und dann los“.
Fazit: Endlich eine leichte, frische Prise für den muffig gewordenen Shooter-Riesen!