TestLabor: SHERLOCK HOLMES – CRIMES & PUNISHMENTS (PS4)

LOGOS - Überschrift TEST Plays

Der berühmteste Schnüffler der Welt tritt wieder in Aktion (und gleichzeitig in die Hintern der finstersten Halunken) – Sherlock Holmes! Neueren, ebenfalls gelungenen Interpretationen (wie dem schlaksigen Holmes der BBC-Serie oder dem abgerockten Robert Downey Jr.) zum Trotz spielen wir hier die klassische Romanfigur von Sir Arthur Ignatius Conan Doyle, mit all ihren Stärken und Schwächen.

Die smarten Entwicklermädels und Jungs bei Frogwares haben diesmal nicht wie bei den beiden Vorgängern auf der Xbox360, “Sherlock Holmes jagt Jack the Ripper” und “Das Testament des Sherlock Holmes” auf eine durchgehende Geschichte gesetzt, sondern präsentieren uns sechs unabhängige Kriminalfälle, die es zu lösen gilt. Es gibt zwar einen kleinen roten Faden, der in einer finalen Entscheidung unsererseits mündet, trotzdem sind die einzelnen Verbrechen eher wie sechs Episoden einer Serie zu verstehen. Einer echt unterhaltsamen!

Sherlock Holmes: Crimes and Punishments_20141006203023

Wir übernehmen größtenteils die Rolle des namensgebenden Super-Detektivs und können uns an den verschiedenen Orten des jeweiligen Falles frei bewegen – wahlweise in Ego oder Third-Person-Ansicht. Dabei gilt es immer die Augen nach Beweisstücken und Hinweisen offen zu halten. Wir untersuchen Schreibtische, Lagerräume und Gärten, kombinieren aus Einzelteilen Gegenstände und entdecken mit unserem Holmes-Gespür versteckte Fußspuren und Fingerabdrücke. Anschließend befragen wir Zeugen und verhören Verdächtige. Dabei können wir die befragte Person von oben bis unten betrachten um Hinweise wie “blasse Stelle am Ringfinger” zu entdecken, was zur Erkenntnis führt, dass besagte Person “verheiratet war”. Sind wir der Meinung eine Aussage entspricht nicht der Wahrheit, unterbrechen wir die Aussage und konfrontieren den Verhörten mit dem passenden Gegenbeweis. Hier kommt die hervorragende Mimik und Optik der vielen Figuren im Spiel zur Geltung, die uns den emotionalen Zustand des Gegenübers schön verbildlicht. Anders als beim ambitionierten LA Noire hat man hier meines Erachtens nach tatsächlich das Gefühl es mit lebenden, denkenden Menschen zu tun zu haben, statt lediglich mit technisch aufwendigen Wachsfiguren.

Zwischendurch knacken wir natürlich auch Türen und Safes, verkleiden uns passend für diverse Lokalitäten, recherchieren Namen und Fakten in unserem Archiv und führen in der Baker Street Experimente und Versuche durch. Diese kommen meist als Mini-Spiel daher – was mal mehr und mal weniger gelungen ist. Glücklicherweise hat man jederzeit die Möglichkeit Rätsel und Mini-Spielchen zu überspringen, bei denen man sich überfordert fühlt, was dann lediglich die Gesamtbewertung schmälert. Später dürfen wir auch zwischen Holmes und Dr. Watson wechseln um beispielsweise Schalterrätsel zu bewältigen. Ein paar Mal dürfen wir sogar als Sherlock’s treuer Basset-Hound “Toby” den Tatort abschnüffeln, was eine spaßige Abwechslung ist. Die canine Spürnase der bekanntesten Spürnase überführt Lügner, die uns an eben dieser Spürnase herumführen wollen – was eine Meta-Metapher, ähem, sorry…

Das Gameplay ist schön knackig, die Denkaufgaben sind immer fair und die Storylines und Lösungswege durchweg smart. Eine schöne virtuelle Rätselei, bei der es auf die eigene Aufmerksamkeit und Ruhe ankommt. Immer wieder müssen wir herausgearbeitete Fakten in einer Deduktions-Grafik zu einer Beweiskette aus blinkenden Synapsen zusammenführen, die uns am Ende einen Täter samt Motiv präsentiert. Dabei gilt es aber aufzupassen, denn nicht immer ist der offensichtlichste Weg auch der richtige! Zum Schluss haben wir die Möglichkeit, den Täter der Polizei und damit meist dem Henker zu übergeben oder bei Verständnis unsererseits Milde walten zu lassen (wenn der Täter beispielsweise eine Frau vor ihrem prügelnden Ehemann schützen wollte). Daher auch der Untertitel Crimes and Punishments. Wir können hier viele verschiedene Wege zum Ziel finden und haben nach dem Abschluss eines Falles die optionale Möglichkeit unser Ergebnis zu überprüfen, rot=falsch und grün=richtig. Dann können wir den letzten Schritt erneut bearbeiten, bis wir den richtigen Schluss gezogen haben oder wir stehen zu unserer Entscheidung und sagen uns einfach “Meiner Meinung nach muss es SO abgelaufen sein” und ignorieren diese Option. Ein cleverer Schachzug der Entwickler. Optional ist immer gut.

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Technisch ist das Spiel durchweg sehr gut bis durchaus beeindruckend. Auch wenn es kein hunderte Millionen schwerer Blockbuster wie Destiny ist, sind Grafik und Sound tadellos. Alles ist überaus detailliert und liebevoll gestaltet, die Figuren glaubhaft und die einzelnen Kulissen wahnsinnig hübsch gebastelt worden. Es ist einfach ein Vergnügen durch die verschiedenen Tatorte zu schlendern und so beispielsweise eine Badeanstalt oder einen botanischen Garten der viktorianischen Ära zu erkunden. Kompliment, Ollibaba is amused.

Mir hat dieser Sherlock echt Spaß gemacht, die tolle Präsentation und die gelungene englische Synchro versetzen einen ins ausgehende neunzehte Jahrhundert zurück. Wer Spaß an cleveren Geschichten hat, gerne Rätselchen löst und Kleinigkeiten zu einem großen Ganzen kombiniert, sollte zugreifen. Mir hat es gut gefallen, auch wenn das Spielchen durchaus etwas länger hätte ausfallen dürfen.

The Game is Afoot… again!

SherlOllibaba 😉

SHERLOCK HOLMES - crimes Testfazit

meinen Test zu “Sherlock Holmes jagt Jack the Ripper” auf der Xbox360 gibt es hier: http://www.videospielplatz.eu/ollibaba-testet-sherlock-holmes-jagt-jack-the-ripper-xbox360/

PS: wer Crimes & Punishments durch hat, wird auch verstehen wenn ich Kevin Allein zu Haus sage. 😉

 (Alle Screenshots habe ich mit der Foto-Funktion der PS4 gemacht)