Nach der überaus beliebten und äußerst gelungenen Versoftung der Comicreihe “The Walking Dead”, machten sich die guten Leutchen von Telltale Games nun an eine weitere Grafik-Novelle heran; The Wolf Among Us. Basierend auf den Büchern der “Fables”-Reihe, erleben wir in der ersten Season eine Reihe dubioser Ereignisse um Märchengestalten im heruntergekommenen New York.
In der amerikanischen Metropole leben im Jahre 1986 eine ganze Reihe Figuren verschiedenster Fabeln und Märchen, die aus ihren kuscheligen Geschichten in die irdische Welt geflohen sind. Doch die harte Realität ist eben kein Zuckerschlecken. Wer es sich nicht leisten kann, seine wahre, unter Anderem tierisch-fantastische Erscheinung durch teure Zauber zu verbergen, dem droht die Abschiebung auf die “Farm”. So fristen die meisten Fabelwesen ein verschuldetes, kriminelles und unzufriedenes Dasein, besaufen sich hemmungslos oder verkaufen ihre Körper. “Glücklich bis ans Lebensende”? Nicht so ganz…
Bigby Wolf, dessen Vergangenheit als “böser Wolf” ihm immer wieder als schlechter Ruf vorauseilt, ist der Sheriff dieser traurigen Gemeinde. Desillusioniert und übermüdet wird er von Mr. Toad zu einer Ruhestörung gerufen. Dort hindert er den volltrunkenen Holzfäller Woody daran, eine verängstigte junge Frau zu zerschlagen. Diese stellt sich im Laufe der Gespräche als liebenswerte Bordsteinschwalbe heraus, der wir unseren Schutz versprechen. Einige Ungereimtheiten der Ereignisse beschäftigen uns zurück auf dem Weg zurück in die “Woodlands”, einen Hochhauskomplex, in dem viele Märchenfiguren wie in einer kleinen Stadt zusammen und abgeschottet leben, und in dem sich die Verwaltung der fantastischen Parallelwelt befindet. Auch unser unfreiwilliger Mitbewohner Colin, ein Schwein, das es sich gerne in unserem einzigen Sessel bequem macht und Snow White, die schöne aber chronisch gestresste Vorgesetzte machen uns das Leben nicht gerade leicht. Und als plötzlich ein abgeschlagener Kopf auf den Stufen der Woodlands auftaucht, breitet sich ein vielschichtiger Teppich aus Intrigen, Verrat, Sehnsüchte und konsequenter Entscheidungen aus…
Spannende Story in einer interessanten Welt
Spielerisch ist auch The Wolf Among Us ein Adventure Spiel. Eine Mischung aus Pointn
Click, actiongeladener Quicktime-Events und unterschiedlichsten Dialog-Bäumen. Wir steuern den guten Sheriff mal persönlich durch verschiedene Areale, manchmal läuft die Geschichte selbstständig ab. Wir untersuchen die Umgebung, kombinieren Hinweise und klicken immer auf die für uns sinnvollste Antwort. Dabei haben wir indirekt Einfluss darauf, wie uns unsere Mitmenschen wahrnehmen, ob sie uns trauen oder uns im späteren Verlauf sogar behindern. Diese ganze Mischung funktioniert gameplaytechnisch perfekt, meines Erachtens sogar ein kleines bisschen besser als bei den Untoten der “Walking Dead”-Staffeln. Man hat immer das Gefühl seine eigene Geschichte zu erleben, was zum einen an der Interaktivität der tollen Welt liegt, zum anderen aber auch am Talent der Entwickler, uns tolle Figuren mit glaubwürdigen Charakter vorzusetzen.
Optisch gefällt mir auch der Cell-Shading-Look ausgesprochen gut. Dadurch wirkt die ganze Noir-Atmosphäre noch einmal deutlich dichter. Die satten Farben und scharfen Linien sehen auf Next-Gen-Konsolen super aus und lassen diese Mischung aus Spiel und Film zu einem kleinen Erlebnis werden. Lediglich einige Telltale-typische, unschöne Übergänge verschiedener Animationen und einige Ruckler trüben den perfekten Fluss. Die Musik und Synchronisation sind hingegen tadellos, wenn auch nur auf Englisch verfügbar – was aber wahrscheinlich besser so ist.
Wer also nicht die ganze Zeit ballern, um die Wette rasen oder Tore schießen muss und Bock hat, eine tolle und originelle Geschichte mit grandiosem Artdesign erleben zu wollen, der sollte zugreifen. Es gibt die fünf Episoden der ersten Staffel als Einzeldownload oder komplett auch als Box-Version im Handel. Ich empfehle The Wolf Among Us.
Ollibaba 😉