NASENBÄR/HAMSTERRAD!
ähm… ja…
darf es einem spass machen, durch ein nasenbär-verseuchtes london zu latschen und reihenweise nasenbären umzunieten? ja, das darf es… und ja, das tut es!
die laufende schrankwand b.j. blazkowicz kämpft sich zu beginn (getreu den pc-vorgängern) als amerikanischer elite-soldat durch eine festung voller nasenbär-schergen. so weit so gut… doch nachdem wir die spielmechanik und steuerung beigebracht bekommen haben, werden wir vom fiesen folterarzt “totenkopf“ strasse gefangen genommen und brutalst gefoltert. hier müssen wir uns zwischen zweien unserer soldaten-buddies entscheiden – wer darf leben, wer soll geopfert werden. ein moment, der für die weitere entwicklung des guten blazkowicz prägend sein wird. nach getaner arbeit lässt man uns in einem riesigen verbrennungsofen zurück, aus dem uns mit etwas glück zwar die flucht gelingt, doch werden wir beim sprung aus dem fenster so schwer am kopf verletzt, dass wir die nächsten 14 jahre im wachkoma liegen und mit ansehen müssen, wie die nasenbären erst die amerikaner per atombombe zur aufgabe zwingen um anschließend die ganze welt zu unterjochen. gepflegt werden wir in einer kleinen klinik von der hübschen krankenschwester anya, der tochter des leitenden arztes. als sich dieser eines tages gegen die eliminierung seiner patienten wehrt, werden er und seine frau brutal erschossen und anya schwer am kopf verletzt – das ist zuviel für den komatösen helden. zack, rächt er seine pfleger und schießt sich und der verletzten anya den weg zur flucht frei. fortan werden wir gejagt, müssen den verstreuten widerstand finden und der nasenbär-herrschaft endgültig ein blutiges ende bereiten…
die story von wolfenstein: the new order ist wirklich gut umgesetzt worden. sie ist zwar streckenweise ein wenig kitschig, aber durchweg auf erzählerisch hohem niveau. sie trifft (meiner meinung nach) alle emotionalen höhen und tiefen, auf die sie es abzielt; die lovestory wirkt nicht mit gewalt reingezimmert und die einzelnen figuren sind zwar überzeichnet, aber alle samt glaubwürdig im rahmen der geschichte – die bunten vögel des widerstandes sind ein echt filmreifer haufen und wachsen einem in den vielen spielstunden regelrecht ans herz. einige ziemlich harte sequenzen und bilder könnten dem ein oder anderen gamer zwar sauer aufstoßen, da es sich aber um eine fiktive welt unter dem hamsterrad-regime handelt, die obendrein ab 18 freigegeben ist, sollte man diesen schrecken als motivation der widerstandskämpfer betrachten. dass in den deutschsprachigen versionen jegliche vermeintlich anstößige sympolik wegzensiert wurde, empfinde ich nicht nur als lächerlich und anmaßend, sondern lässt mich wirklich rot anlaufen vor wut… (dafür möge man aber meinen beitrag “ollibaba’s meinung zu zensur“ zu rate ziehen) ansonsten ist die deutsche vertonung tadellos geworden – sehr gute sprecher!
wolfenstein mag zwar das shooter-rad nicht neu erfunden haben, aber das wollte es offensichtlich auch gar nicht. es ist aber ein sehr gut balanciertes ballerspiel geworden, mit vielen renn, sprung und rutsch einlagen, vielen schaltern die betätigt und geheimgängen die gefunden werden wollen. sehr abwechslungsreich. im laufe der geschichte hat man auch die möglichkeit, eisenplatten durchzulasern und eisendrahtzäune durchzusäbeln, was einem noch weitere taktik und möglichkeiten der fortbewegung ermöglicht. all das erinnerte mich tatsächlich ein wenig an half life 2. die tatsache, dass man keine sich voll regenerierende energieleiste hat, bedeutet, dass man ständig auf der suche nach pillen, medipacks und nahrungsmitteln ist… so wie einer leckeren schale hundefutter – mmmh! getreu nach dem motto: “aber nur den ganzen batzen!” all das wirkt vielleicht nicht modern, ist aber ein bewusster rückschritt zu alten gameplay-tugenden. oldschool-retro 2.0! ausserdem hebt man waffen und munition nicht durch einfaches drüberlaufen auf, neeein, man muss runterschauen und x drücken – ich finde das irgendwie erfrischend und geil! technisch ist das spiel sehr gut, man staunt zwar keine unglaublichen next-gen-bauklötze, aber alles ist scharf und läuft flüssig – was will man mehr? das design ist einfach hervorragend.
was den entwicklern wirklich gut gelungen ist, ist die welt vom nasenbär-regierten 1960. von den plakaten (“werde soldat auf dem mond!“, “nächster halt jupiter!“) bis hin zu den musikstücken, die im stile der 50er und 60er gehalten sind und teilweise bekannte stücke als polka-version verwursten – spitzenmäßige liebe zum detail!
was gibt’s zu meckern? ein paar kleinigkeiten; einige sprungpassagen sind fummelig und lassen einen das ein oder andere mal in den tod stürzen. die bosskämpfe sind zwar nett inszeniert aber nicht sonderlich originell und (das klassische egoshooter-problem) man bleibt gerne mal an der kulisse hängen. all das ist aber dank der fair gesetzten rücksetztpunkte nicht wirklich schlimm, will aber erwähnt werden. auch das fehlen eines multiplayers könnte man als negativ auffassen, ich finde es (in oldschool-manier) aber nicht so schlimm. lieber keinen mehrspieler als einen hektisch zusammengezimmerten, den eh keine sau spielt.
empfehle ich wolfenstein: the new order denn nun? auf jeden fall! es ist ein gut erzählter widerstandskampf gegen ein fieses (wenn auch bei uns lächerlich zensiertes) system mit spielerischer abwechslung und vielen guten ideen, die auch meist alle gut umgesetzt wurden. wer gerne ballert, darf zugreifen. von den jungs beim entwickler machine games dürfte man zukünftig noch einiges erwarten… gute wahl, bethesda!
lederhosen an und der schnitzel-sauerkraut. ja, mein herr!
ollibaba 😉