MOTZ-MODUS: EIN
Man könnte in letzter Zeit den Eindruck bekommen, dass immer mehr Spiele, die nach ihrem Erscheinen in unseren Konsolen landen unfertig, verbugt und voller Fehler sind. Und langsam finde ich das nicht mehr lustig…
Klar, einige Fehler und Macken erkennt man als Entwickler erst nach dem Release und kann diese folglich erst dann beheben. Aber, wenn Assassin’s Creed Unity und Far Cry 4 öfter mal komplett abstürzen, man in der Kulisse stecken bleibt oder durch den Fußboden in den Tod plumpst, die Halo Master Chief Collection selbst Wochen nach Erscheinen nicht richtig funktioniert, dann denke ich, dass so etwas doch eigentlich nicht sein sollte. Zumindest nicht bei einem fertigen Spiel. Solche Sachen sollten doch in der Entwickler-internen Testphase von den im Spielabspann “Testers“ genannten Menschen entdeckt und von den Leuten der “Quality Control“ in Angriff genommen werden.
Man hat ja schließlich knapp siebzig Öcken für das Spiel bezahlt, wir zahlen ja auch nicht zwanzig Euro im Laden an und reichen den Rest in monatlichen “Bargeld-Updates“ nach, oder?
Man verlässt sich in der Branche aber eben zu sehr auf “Day One Patches“, die (wenn man Glück hat) das im Laden zum Vollpreis erstandene Spiel erst zu einem halbwegs fertigen, spielbaren Produkt machen. Diese Entwicklung finde ich höchst fragwürdig. Denn anders als bei meinem Senf zu technischen Kleinigkeiten in Spielen von neulich, meine ich hier sogenannte “game breaking”-Bugs. Also Fehler, die einem das Spiel kaputt machen können oder es einem technisch einfach komplett unmöglich machen überhaupt weiterzukommen. Und sowas ist ärgerlich und sollte einfach nicht sein. Pfui.
In der Ära eines Super Nintendos, ohne Internet-Updates, waren Spiele doch in der Regel fertig, wenn sie im Regal des Spielehändlers standen. Ich weiß, das waren andere Zeiten, heute ist alles viel mehr Arbeit, die Marketingabteilung macht Druck, weil Plakate mit dem Erscheinungstermin bereits den Times Square zukleistern… schon klar. Dennoch glaube ich da fehlenden Respekt vor dem Kunden, nämlich UNS und einen Mangel an Willen zu Wertarbeit zu entdecken. Das Wort “Kundenverarsche“ drängt sich auf, wäre aber wahrscheinlich zu hart. Ich glaube ja nicht, dass Ubisoft und Co. es böse mit uns meinen, es mangelt einfach an Zeit und Feinschliff. Vielleicht sollten Publisher aber auch einfach mehr auf die Leute hören, die den Gamekram für sie programmieren und wenn ein Entwickler sagt “Sorry, aber wir brauchen noch etwas mehr Zeit“, dann sollte man die Marketingmaschine vielleicht erst etwas später anwerfen. Man schadet doch sonst nur der eigenen Marke, dem Franchise und erschüttert das Vertrauen der Zielgruppe.
Einige Zocker aus meinem Freundeskreis ziehen folgendes Fazit: sie warten bei Spielen wie Assassin’s Creed Unity erst mal ab, bis es “wirklich fertig ist und richtig läuft“. Und das, mit Verlaub, ist ein echt peinliches Armutszeugnis für viele Publisher. Ich habe das Meucheln im revolutionären Paris bereits beendet, mir persönlich bringt es vorerst nichts, wenn in drei Wochen sämtliche Fehler behoben sein werden. Für mich wäre das zu spät, das Spiel ist durch, der fehlerhafte Drops gelutscht!
Auch das Fehlen ganzer Spielmodi zum Launch eines Titels ist eigentlich eine sehr uncoole Sache. Wenn einem als ungeduldigem Käufer lediglich das Versprechen bleibt, dass bestimmte Optionen, Multiplayermaps oder Gameplaymöglichkeiten später einmal nachgereicht werden. Irgendwie ganz schön dreist, wenn man sich das mal in Ruhe auf der Zunge zergehen lässt.
Das oftmals auch bereits auf der Disc befindliche Inhalte erst durch den Kauf einer “Premium” oder “Elite” Edition oder eines “Season Passes” freigeschaltet und nutzbar werden finde ich fragwürdig und frage mich auch, wie legal das eigentlich ist, weil man doch für die Disc und folglich auch deren Inhalt bereits bezahlt hat.
Wenn zusätzlicher Krempel; neue Missionen oder Mehrspieler-Karten vom Entwickler hergestellt und optional als Zusatzinhalt angeboten wird, ist das vollkommen in Ordnung und eine gute Sache. Aber bereits im Datensalat der Spieldisc verstecktes Zeug erst gegen erneutes Bezahlen freizugeben ist eine Frechheit.
Aber leider haben wir uns alle schon viel zu sehr an diese ganzen Dinge gewöhnt.
Wenn Spiele mehr Zeit in der Entwicklung brauchen, gebt ihnen mehr Zeit. Bringt Spiele erst raus, wenn sie dem eigenen Qualitätsanspruch entsprechen. Kleinere Mängel kann man gerne mit Updates beheben, es ist ja schließlich noch kein Meister vom Himmel gefallen. Aber hört bitte auf uns halbgare Beta-Versionen als vollwertige Games zuzumuten. Das ist eine Frechheit und bringt keinem etwas. Oder wollt ihr auch beim Bäcker einen rohen Teigklumpen kaufen, der erst drei Wochen später bei euch zuhause fertig gebacken wird?
Motzibaba 😉
Update:
mir ist im November/Dezember jeder neue Titel mindestens einmal abgestürzt und erforderte einen Neustart. Sowohl Assassin’s Creed Unity (Xbox One), Little Big Planet 3 und Dragon Age Inquisition (beide PS4) und sogar Super Smash Bros. (wiiU) einmal. Erschreckend? Vielleicht. Traurig? Definitiv.
MOTZ-MODUS: AUS