Glaubwürdige Menschen in Videospielen abzubilden ist nicht einfach, im Gegenteil. Durch die Motion Capture-Technik und das Abfilmen der Gesichtsmimik kann man allerdings durchaus real wirkende Videospiel-Wesen erschaffen. Das Detektiv-Spiel L.A. Noire beeindruckte bereits 2011 mit dieser Vorgehensweise und die digitalen Protagonisten aus Beyond Two Souls, Until Dawn, Heavy Rain und sogar der virtualisierte Kevin Spacey aus Call of Duty Advance Warfare sahen erschreckend real aus. Doch nun scheint ein neuer Trend um sich zu greifen, ein Trend, den ich nicht unbedingt als Weiterentwicklung oder Fortschritt bezeichnen würde…
Einige aktuelle Games setzen auf real gefilmte Schauspieler in Zwischensequenzen und Spielhintergründen, an echten Locations und im Studio gedreht. Offensichtlich hampeln sich hier meist Laienschauspieler durch klischeehafte Dialoge und peinlich konstruierte, bemühte Szenerien, die einem eine knallige Fremdschämröte ins Gamergesicht zaubern.
Spiele wie das neue Need for Speed und Guitar Hero Live bemühen sich so um Authentizität, vergeigen dies aber meines Erachtens komplett. Ich fühle mich durch dieses Kasperletheater nicht in eine “echte“ Geschichte hineingezogen oder von echten Menschen umgeben, die mich in der Ego-Perspektive gefilmt mit bemühtem Slang vollsabbeln. Das ganze empfinde ich einfach nur als lächerlich.
Im besten Falle rolle ich mit den Augen, lache lauthals vor Ironie oder muss mich im schlimmsten Falle vom Bildschirmgeschehen abwenden, weil der Fremdschämfaktor gefährliche Ausmaße annimmt. Da sind mir künstliche, vom Computer errechnete Figürchen allemal lieber, auch wenn diese manchmal etwas hölzern oder wachsartig aussehen, immerhin können sie individuell auf mein Tun in der Geschichte und auf meine Tasteneingaben reagieren. Die vorgefilmten Sequenzen hingegen erinnern eher an altbackene Dragon’s Lair Zeiten…
Was soll das ganze also? Will man sich mit diesem vermeintlich filmischen Stil nur abgrenzen? Will man cool, hip und knorke sein? Oder sitzen wirklich Verantwortungsträger bei EA und Activision und sind der Überzeugung, dass es sich hierbei um eine echt gute Idee handelt? So oder so, auf jeden Fall finde ich es keine gelungene Idee und muss zukünftig davon abraten, diesem Trend weiterhin zu folgen, auch wenn ich grundsätzlich immer für Innovation und Neues bin. Vielleicht sollte ich aber auch einfach mehr dilettantisches Laientheater schauen, mehr Soaps und Scripted Reality auf RTL… vielleicht wirkt Need for Speed dann wie Citizen Kane.
Kasperlaientheater adieu,
Ollibaba 😉