A – La La La La – din!
Hüpfspiele waren der Renner, bzw. Hüpfer Anfang der Neunziger, quasi die Egoshooter der Dekade. Und wenn man einen Film, eine Serie oder ein populäres Maskottchen auf die gängigen Platformen Super Nintendo und Sega Mega Drive bringen wollte, entschied man sich meist für dieses Genre. Viele der Vertreter der Jump`n`Run-Zunft sind aufgrund ihrer 2D-Grafik recht gut gealtert, besser als die dreidimensionalen Abenteuer dieser Zeit und einige der besten basierten auf Figuren aus dem Hause Disney und erschienen für besagtes Mega Drive. Eine der Perlen für die Sega Kiste war und ist „Disney`s Aladdin“ von Virgin Games aus dem Jahre 1993.
Die Vorlage ist offensichtlich der gleichnahmige Zeichentrickfilm, in dem der leider verstorbene Robin Williams dem vorlauten, blauen Genie seine Stimme lieh und sein ungestümes Gemüt als Basis diente. Nicht der beste Disney-Streifen, aber ein zeitgemäßes, unterhaltsames Abenteuer, bei dem auch die Erwachsenen was zu Schmunzeln hatten. Logischerweise wollte man im Haus der Maus auch Einnahmen aus der Videospielbranche verbuchen und machte zwei Deals. Der eine, sah eine Versoftung für Nintendo’s Super Nintendo vor, entwickelt von Capcom, den Machern der brillanten Mega Man Reihe. Für Sega entwickelte hingegen Virgin Interactive das Movie-Tie-In, die später auch das Dschungelbuch und den König der Löwen versoften sollten. Beide Spiele haben ähnliche Ansätze, doch während das SNES-Abenteuer etwas zu spröde und zu sicher daherkommt, ist die Sega Variante die eindeutig bessere, originellere und wesentlich liebevoller gestaltete Alternative. Hier zeigt sich, dass mehr Power nicht unbedingt besseres Gameplay bedeutet.
Ein Mann und seine Lampe
Wir spielen Aladdin, den smarten Straßenjungen, der sich in die schöne Prinzessin Jasmine verliebt und auf dem Weg zum gemeinsamen Happy End die fiesen Pläne des hinterhältigen Jafar vereiteln müssen. Klassische Märchen-Sülze eben. Hierzu hüpfen, klettern und schwingen wir uns in klassischer Platformer Tradition von links nach rechts, besiegen Gegner, zerstören Vasen und erreichen ohne zu viele Leben eingebüßt zu haben das Ende des levels. Basic. Doch nicht das „WasW ist hier herausragend, sondern das „Wie“!
Die detaillierten Hintergründe, witzigen Einfälle und wunderbar flüssigen Animationen scheinen direkt dem Animationsfilm entsprungen zu sein. Das liegt unter Anderem daran, dass die Macher Unterstützung von den Disney-Animatoren bekamen und sogar die gezeichneten Animationsphasen des Studios als Vorlage benutzen konnte. Und diese Mühe zahlt sich noch heute aus, das Spiel sieht immer noch phantastisch aus und läuft schön flüssig. Besonders auf einer 16-Bit-Konsole eine beachtliche Leistung. Auch die verschiedenen Lokalitäten fangen die Stimmung der Filmszenen perfekt ein. Alle wichtigen Momente wurden ins Spiel übernommen und so bereisen wir nicht nur den Marktplatz von Agrabah, sondern auch Kerker des Sultans und den Palast des größenwahnsinnigen Jafars – alles liebevollst in Szene gesetzt.
Doch all die optische Schönheit wäre einen Dreck wert, wenn das Gameplay nicht stimmen würde. Doch da kann ich Entwarnung geben, denn auch spielerisch ist Aladdin eine Freude. Die einzelnen Stages spielen sich immer flockig, abwechslungsreich, wenn auch nicht allzu schwer. Wir können unsere Gegenspieler mit einem Dolch oder geschleuderten Äpfeln unschädlich machen und können immer wieder die Hilfe des blauen, chaotischen Flaschengeistes in Anspruch nehmen. Zusätzlich reiten wir ab und zu den verzauberten Teppich und weichen Hindernissen und Gefahren aus. Diese Passagen sind flott und wirbeln das Gameplay derart auf, dass sich selbst bei Hüpfspiel-Muffeln ein freudiges Grinsen im Gesicht manifestieren sollte. Nach erfolgreichem Levelabschluss winken diverse Minispiele, bei denen wir Extraleben gewinnen können, die für halbwegs geübte Zocker aber nicht wirklich von Nöten sind. Denn auch wenn ein paar Stellen etwas Fingerspitzengefühl verlangen, ist Disney’s Aladdin kein schweres Spiel. Aber ein überaus unterhaltsames – und das ist, was für mich zählt. Auch nach über zwanzig Jahren.
Wünsche erfüllt!
Die Steuerung mit dem Mega Drive Controller ist gut, auch wenn ich kein Riesenfan des Steuerkreuzes bin. Sie ist genau genug um keine Probleme für den Spieler darzustellen – wenn ich mal in eine Schlucht gestolpert oder bei einem Ritt durch eine feurige Höhle gegen einen Felsen gedonnert bin, war es immer meine Schuld. Die Musik gibt sich ebenfalls Mühe die Oscar-prämierten Melodien des Films nachzudüdeln, doch der dem SNES unterlegene Soundchip des Sega-Systems ist nicht immer ein Ohrenschmaus, trotzdem reicht es um die Atmosphäre auch akkustisch zu untermalen.
So, warum laber ich so viel über eine solch alte Gaming-Kamelle? Weil’s nach wie vor ein verdammt gutes Spiel ist! Abwechlsungsreich, gewitzt und optisch toll umgesetzt ist es auch zwanzig Jährchen nach seinem Erscheinen ein spielerisches Feuerwerk für Freunde gepflegter Hüpfkost. Mehr als nur gut gealtert.
Abwechslungsreiches Jump`n`Run mit tollen Animationen und liebevollen Details.
Disney und Sega at its best! So muss ein Lizenzspiel sein – zauberhaft!