RETRO-TestLabor: COOL SPOT (MegaDrive/Snes)

 

Kalter Punkt im Doppelpack!

Ein heißer Sommer. Eine heiße Frau in einem hautengen roten Badeanzug liegt in der Sonne, ihr rollen glitzernde Schweißperlen über die Modelmaße. Sie nimmt ihre Sonnenbrille ab, steht langsam von ihrem Handtuch auf und holt eine eisgekühlte Limonadendose aus einer Kühltasche. Zisch! Sie setzt die geöffnete Dose an ihre knallrot gemalten Lippen an und nimmt einen Schluck. Aaaah. Wer denkt bei diesem geistigen Bild nicht gleich an ein Videospiel?

Die Marke “7 Up”, auch bekannt als Pepsi’s Sprite, hatte in den Neunzigern ein Maskottchen namens Cool Spot. Der lebendig gewordene rote Punkt des Logos, perfekt designt im Klischee des Jahrzehnts mit Sonnenbrille und jeder Menge Attitüde (hier ein Text zum Thema) schnippste seine Finger in dutzenden amerikanischen Werbespots und wurde 1993 für die gängigen 16-Bit-Konsolen sogar zum Spielehelden. Die Frage ist, fällt dieses Machwerk dem Fluch der Lizenzspiele zum Opfer oder hat das kleine Brausenmännchen Glück gehabt?

Das farbenfrohe Hüpfabenteuer von Virgin Interactive, den Machern von “Earthworm Jim” und “The Lion King” macht keine Experimente. Hier wurden verschiedene Elemente beliebter Genrekollegen miteinander vereint um ein durchaus gelungenes Videospiel zu schaffen. Der Spieler übernimmt die Rolle des titelgebenden Maskottchens, der sich ducrh verschiedene Welten arbeiten muss um andere coole, rote Punkte zu befreien. Er springt, feuert kohlensäurehaltige Bläschen und klettert verschiedenste Gegenstände auf und ab. Wenn wir eine bestimmte Anzahl unserer Logo-Freunde gerettet haben, können wir zum nächsten Level um dort weiter zu suchen. Simpel, ein wenig wie das spätere “Rayman”.

Die einzelnen Stages sind echt toll designt, mit vielen detaillierten Elementen, voller kreativer Einfälle und teilweise riesigen Objekten, die damals echt super aussahen. Zu Beginn reiten wir eine Sodaflasche an einen Strand, an dem wir es mit Krebsen, riesigen Bienen und agilen Raupen zu tun bekommen. Wir klettern Seile hinauf, springen über Bretter und Pfosten und zerschlagen Käfige voller Genossen. Später springen wir durch Rohre einer Kanalisation, durchschwimmen Kinderpools im Sportgeschäft, reiten Modellzüge im Spielzeugladen und schwingen uns vor einer Luxusyacht ins Getümmel. Diese Hintergründe wiederholen sich zwar ziemlich oft, was aber nicht weiter stört.

Auf Nummer sicher…

Sehr abwechslungsreich gestaltet, sind die spielerischen Anforderungen nicht sonderlich hoch. Aber dafür ist das Gebotene unterhaltsam und gut spielbar. Die Suche nach den eingesperrten Kumpels ist zwar flockig, die Gegner aber zu keiner Zeit wirklich gefährlich und die großen, weitläufigen Areale oft etwas zu groß fürs Gameplay. Das Spiel bleibt hier hinter seinen eigenen Möglichkeiten zurück und spielt die Nummer zu sicher. Etwas mehr Eigenständigkeit und Risiko zum Neuen wären hier gut gewesen.

Die Grafik ist hingegen auf Top-Niveau. Der Sound mit seinen Sprachsamples gut, die Musik rangiert zwischen mittelprächtig und gut. Technisch gibt es also nichts auszusetzen. Im Direktvergleich fallen Farben und Detailliebe auf dem Super Nintendo etwas besser aus, doch die Animationen scheinen auf Sega’s Kiste etwas flüssiger abzulaufen. Auch die Steuerung ist auf dem Mega Drive minimal besser und scheint etwas flotter zu reagieren, weshalb ich zur Sega-Version tendiere.Trotzdem machen beide Versionen Laune.

Lasst euch also nicht von der Tatsache abschrecken, dass es sich hier nach Außen um einen spielbaren Werbespot handelt. “Cool Spot” ist ein passables Jump’n’Run mit toller Präsentation, witzigen Details und verspieltem Leveldesign, das etwas hinter den eigenen Möglichkeiten bleibt. Wer auf Platformer steht und gerne mal eine schöne Zeit an einem verpixelten Strand erleben möchte, darf Eis aus dem Tiefkühler holen und sich einen Schluck aus dieser Brause genehmigen.

Prösterchen!

LOGOS - Überschriften - RetroFazit

Simples aber schön kurzweiliges Gehopse mit netter Grafik.