„Glauben Sie an Gott?“ – „NEIN, ICH BIN GOTT!“
So oder so ähnlich fühlen wir uns doch alle, wenn wir einen „God Simulation“-Titel wie „Populus“ spielen, oder? Über virtuelles Leben und digitalen Tod entscheiden, zwischen Hilfe und Zerstörung abwägen oder einfach nix tun und nur dabei zuschauen, wie sich die Dinge entwickeln. Sind wir gut oder böse, Gott oder Teufel, Engel oder Arschloch? Demon est deus inversus.
Einer der weniger gängigen Vertreter dieses Genres ist „Doshin the Giant“. Ursprünglich als Launchtitel für das Erfolglose 64DD gedacht, ein optionales Laufwerk das als Erwweiterung für das N64 in Japan erschien, kam es 2002 für den Nintendo GameCube auf den Markt. Eine holprige Entstehungsgeschichte, die dem Titel zwar kommerziell nicht gerade gut getan hat, aber dem Konzept des Spiels nicht geschadet hat.
Auf der Insel Barudo bekommen wir von einem Schamanen die Legende von einem gelben Riesen aufgetischt, der bei Sonnenaufgang aus dem Meer steigt um den Eingeborenen zu helfen. Diesen BFG, Big Friendly Giant steuern natürlcih wir und der gute Erzähler mit Namen Sodoru gibt nun die Wünsche deiner Freunde und Nachbarn an uns weiter. Wir können die Landschaft verändern und umformen, Berge wachsen lassen und Bäume klitzeklein werden lassen. So verbesseren oder je nachdem wie wir moralisch ticken, verschlechtern wir nach und nach die Bedingungen auf Barudo.
Wenn wir aber nicht wie ein Sadist agieren und den kleinen Kollegen entgegen kommen, bekommen wir im Gegenzug Liebe geschenkt. Hach, klingt brechreizerregend süß, ist aber auf ne kitschig-knuddelige Weise echt drollig. Wenn uns der sterbliche Pöbel richtig geil findet, baut er uns auch Statuen und verehrt uns und DAS schmeichelt doch jeder omnipotenten Gamerseele!
Doch halt, der Riese kann mehr, mit einem Knopfdruck mutieren wir zu „Jashin“, einem gefährlicheren Giganten, der Feuerbälle feuer kann und den kleinen Dörflern das Fürchten lehrt. Man ist agiler und schneller als der böse Giant, kann Amok laufen und für Tod und Zerstörung sorgen. Aber auch eine Lektion erteilen und so für Frieden sorgen. Es liegt also in unserer Hand, wie wir schalten und walten möchten. Die vier Stämme auf der Insel mögen sich nämlich nicht allzu sehr und sorgen von sich aus öfter mal für Unfrieden, den wir durch Kuscheln und Liebe oder alternativ durch Angst und Schrecken beenden könne. Es liegt bei uns.
Das Spieldesign ist einfach, die Grafik unspekatulär aber übersichtlich und das freudnliche, sehr japanische Artdesign ansprechend. Ein nett anzusehender Titel, die dezente Musikuntermalung fällt kaum auf, weder postiv noch negativ und die leichte Monotonie, die jeder beginnende Tag mit sich bringt sorgt irgendwann für Langeweile. Immer die gleichen Tätigkeiten abfrühstücken und die auf Dauer zu wenigen Möglichkeiten zehren an der Langzeitmotivation, doch der Kern des Spiels, die Moral des Spielers zu kitzeln und zu fordern ist nach wie vor super.
Kein perfektes Spiel, aber ein sympathisches mit viel Herz. Kein Pflichtspiel, aber ein interessantes Erlebnis, das Zockern, die sich darauf einlassen möchten eine originelle Erfahrung bietet.
Amen.
Tropische Gottsimulation über moralische
Konsequenzen. Originell, aber etwas träge.