Radikales Balg!
Radikalismus ist eigentlich nie eine gute Idee, es sei denn, es handelt sich um einen total radikalen, coolen Ninja. Cowabunga!
“Kid Niki: Radical Ninja“, oder “Kaiketsu Yanchamaru“, wie es in Japan heißt ist ein Arcadespiel aus dem Jahre 1986. Ein Jahr später wurde die NES-Version veröffentlicht und heute, am 3. März 2017 habe ich es durchgespielt. Und das war richtig Arbeit!
Der punkige Held Niki mit seinen Stachelhaaren muss seine Freundin, Prinzessin Margo au den Klauen des bösen Steinzauberers befreien. Mal wieder eine entführte Adelstochter, sind die eigentlich so naiv dämlich und steigen bei jedem freundlich wirkenden Finsterling in den Van oder Kennzeichen? Unglaublich, aber deshalb gibt es wahrscheinlich so wenig bis heute existierende Königshäuser. Naja, zurück zum Spiel – der Held wird von uns von links nach rechts gesteuert, mit einem Knopf wird gesprungen, einem weiteren mit dem Schwert gefuchtelt. Am Ende des Levels steht uns ein Bossgegner gegenüber, den wir bezwingen müssen, bevor wir auf der Weltkarte eine Station weiter dürfen. Klassisch Achtziger. Doch der Hase liegt im Detail begraben… sagt man das so?
Das ist Wahnsinn, warum schickst du mich…
Das Abenteuer ist ein horizontal scrollender Klopper mit endlos auftauchenden Feinden aus der digitalen Klonfabrik mit einigen frustrierenden Sprungeinlagen. Doch der Frust hört hier nicht auf; die vielen Tode, die ihr nach nur einem Treffer kassiert und die merkwürdige Treffererkennung haben mich mehrfach in den Wahnsinn getrieben. Dieses Spiel ist nicht nur bockschwer, sondern streckenweise schlicht unfair. Besagte Spaßdämpfer paaren sich mit der etwas ungenauen Steuerung und stark begrenzter Anzahl an Leben. Hier muss man immer wieder von vorne beginnen, sich die knackigsten Stellen merken und so immer besser werden. Dies alleine wäre ja “nur” eine Challenge, doch die fummelige Technik mutiert das Gameplay zur echten Geduldsprobe.
Die Level selber beinhalten zwar eigentlich keinerlei Leveldesign, die simplen Areale stellen keinerlei Herausforderung dar. Bei einigen Gegenspielern und vor allem bei Endbossen verlieren wir nach jedem Treffer unsere Waffe und müssen diese am anderen Ende des Bildschirms einsammeln gehen, was uns offen für Angriffe lässt. Und aufgrund der nicht existenten Energieleiste bedeutet das: Treffer – Tod! Falls das ganze nicht lustig genug ist, gibt es oben drauf noch ein Zeitlimit. Uff.
Die Grafik mit ihren großen Figuren und bunten Hintergründen ist sehr, sehr simpel, aber zweckmäßig. Sie ist übersichtlich, ruckelt manchmal ein wenig, versprüht aber einen trotzigen retro-Charme, der mir sehr zugesagt hat. Für die Ohren gibt es hier lediglich düdelige Standardware. Die einzige echte Stärke des Titels ist und bleibt die nette Optik.
Spielerisch gibt es zwischen belanglos einfachen, von jeglichem Können befreite Momente, gepaart mit unfairen, nervigen Trial’n’Error-Passagen. Monotone Langeweile und blanke Wut wechseln sich hier häufig ab, was man durchaus als eine Form der Abwechslung betrachten kann. Auf jeden Fall mehr, als sie das Hauptspiel bietet. Schade.
Als ich mit “Kid Niki: Radical Ninja” durch war, machte sich Erleichterung und Freude in mir breit. Erstens, weil ich diesen störrischen Titel bezwungen habe und zweitens, weil ich es jetzt nie mehr spielen muss. Ich habe meine Schuld gegenüber dem Titel beglichen… erfolgreich. Empfehlen kann ich dieses Ninja-Ding nur ganz hartgesottenen Zockern mit hoher Frusttoleranz und einem Faible für grobklotzige Optik. Interessant ist es irgendwie, aber nicht wirklich geil.
Dann doch lieber Shinobi.
Sayonara!
Schwerer, manchmal unfairer Oldschool-Sidecsroller. Muss nicht sein.