Nintendo’s 64 Bit-Konsole kam Mitte der Neunzehnneunziger in die Läden und zeigte uns jungen Nachwuchs-Nerds, wie geil die dritte Dimension sein kann. Waren die Klassenkameraden mit PC’s diese polygonalen Abenteuer doch schon länger gewohnt, hatten wir Konsoleros doch bisher nur bescheidene Erlebnisse mit frei begehbaren Landschaften im Videospiel gemacht. Die Playstation zeigte uns zwar bereits erfolgreich die ersten gehversuche, doch Nintendo’s neue Kiste mit dem analogen Stick und der Killer-App „Super Mario 64“ bewiesen, dass uns 3D in völlig neue Welten entführen kann. Auch in phantastische voller Saurier, Indianer und ressourcenschonendem Nebel.
Acclaim, ein Studio das unter Anderem das coole „Alien Trilogy“ für Sony’s Playse veröffentlicht hatte war finanziell etwas angeschlagen, weil man sich etwas verausgabt hatte und beispielsweise einen Entwickler namens Iguana Entertainment und Valiant Comics erworben hatte und nun etwas die leeren taschen füllen wollte. Da entschied man die erworbenen Spielmacher eine Comicadaption des erworbenen Labels stricken zu lassen – Turok, den Dinosaurierjäger. Nintendo wollte (mal wieder) etwas von seinem kindgerechten Image weg und auch älteren, pubertierenden Zockern zeigen, dass es auch coole, brutale Spiele auf ihrer neuen Platform gibt und so entstand der Deal, den Sauriermeuchler exklusiv für die neue Kiste aus Japan zu machen.
Dem Dino gehts ans Leder!
Im Spiel übernehmen wir die Rolle von Turok, einem zeitreisenden Ureinwohner des besten Landes der Welt, der diese Gabe als Wächter der Barriere zwischen unserer realität und einem primitiven Land irgendwo im Nirgendwo vererbt bekam. Nun müssen wir einen fiesen Overlord daran hindern, ein legendäres Artefakt zu finden, mit dem er das Universum beherrschen und jedes Lebewesen unterjochen kann. Was ein Arschloch! Da helfen wir doch gerne, oder? Erst recht, wenn es in der besagten Welt vor Gegnern, coolen Waffen und vor allem Dinosauriern nur so wimmelt! (Jetzt bitte alle geistig die Titelmelodie von „Jurassic Park“ mitsummen)
Spielerisch handelt es sich um einen der frühen Versuche eines Ego-Shooters. Kurz bevor „Goldeneye“ auf der 64-Bit-Box das Genre neudefinierte, waren diese Pionierspiele, mit ihrer geringen Weitsicht und der für die ungenaue Steuerung oft zu hektischen Action oft bockschwer, jedoch eher aus Versehen. Auch Turok ist eines dieser Spiele. Schon damals war ich, nachdem die erste Begeisterung der harten Darstellung und riesigen Welt voller beeindruckender Wesen verpufft war oftmals frustriert und verärgert, wegen der schammigen Kollisionsabfrage, die sowohl beim umzingelt werden als auch in unleidlichen Sprungpassagen fast schon als Folter bezeichnet werden kann. Trotzdem (auch aufgrund von mangelnden Alternativen) mochten wir das Spiel irgendwie alle und es verkaufte sich für damalige Verhältnisse stolze anderthalb Millionen mal, was diverse (immer unbedeutender werdende) Fortsetzungen nach sich zog.
Besser geworden ist das indianische Abenteuer über die Jahre leider auch nicht. Im Gegenteil. Die verwaschenen Texturen und der N64-typische Nebel kann man zwar genauso auf die frühe Veröffentlichung im Konsolenzykluse zurückführen, wie die leer wirkenden Areale, hölzernen Animationen und die fummelige Steuerung. Doch das macht aus diesem Jäger leider auch kein akzeptables Spiel, dass man mit freudigen Retro-Augen noch mal anzocken möchte.
Die bedrückende Atmosphäre der grünen Hölle, in der wir uns bewegen, die antiken Tempel, riesigen Viecher und futuristischen Waffen sind zwar immer noch cool und originell, doch Spielspaß kommt nur gelegentlich auf. Hier spielt einem die eigene Erinnerung samt rosaroter Nostalgiebrille leider einen Streich.
Wer allerdings mal sehen möchte, was damals die Gemüter frohlocken ließ, wer eine echt harte Shooter-Nuss knacken und ein in jeglicher Hinsicht prähistorisches Action-Geballer ohne Kompromisse erleben möchte, darf sich gerne mal auf die jagd mit unserem Protagonisten, der eigentlich Tal’Set heißt, begeben. Aber Vorsicht, wer sich schnell aufregt, frustet oder mit altbackenen Oldschool-Games nix anfangen kann, sollte einen groooßen Bogen um diesen Bogenschützen machen. Es gibt bessere Spiele aus dieser Ära, von dieser Konsole und über Ureinwohner in ungewohnten Sphären (Prey, thinking of you, man!).
Howgh!
Nicht so gut gealterter Shooter-Klassiker, der
Probleme mit der dritten Dimension hat.