RPG – Richtig Peinliches Game?
Das erste Hydlide ist ein Rollenspiel, das 1986 für das Famicom und später für das NES erschien. Eine Mischung aus Ultima und The Legend Of Zelda, war dieses Abenteuer aus der Vogelperspektive eine Enttäuschung für viele Zocker, damals und heute. Das einzig wirklich witzige ist die Melodie, die während des GESAMTEN Spiels vor sich hindüdelt, vom Titelscreen bis hin zum Ende. Was ist witzig daran? Die gravierende Ähnlichkeiten zur Titelmelodie von Indiana Jones! Aber gut, die Fortsetzung Super Hydlide war auch nicht besser und so krähte eigentlich kein Hahn mehr nach diesem Franchise. Doch das hielt die T&E Soft nicht davon ab ein Remake des ersten Teils 1995 für den Sega Saturn zu entwickeln. Taugt denn diese Neuauflage was? Die klare Antwort lautet: Nein. Um genau zu sein: NEEEEIIIN!!!
Virtual Hydlide beginnt mit einem Introvideo voller Bildrauschen und klotziger Artefakte, was beim Saturn Gang und Gebe war. Hier sehen wir Schauspieler vor digitalen Hintergründen, die uns die Hintergrundstory um einen Fiesling und eine hübsche Prinzessin, die in drei Feen verwandelt wird erzählen. Wir müssen natürlich eben diese kleinen Flatterfrauen einsammeln um den Schurken das Handwerk zu legen und die Dame unseres Herzens zu retten. Klingt wie ein Mischmasch aus allen bisher veröffentlichten Rollenspielen? Ist es auch, ein wenig generisch aber okay.
Die Optik sieht auf den ersten Blick (und für die damalige Zeit) bahnbrechend aus. Wow. Eine frei begehbare, dreidimensionale Fantasywelt voller Gefahren, Schätzen, Wäldern und Schlössern. Doch dann beginnt man sich umzusehen und zu bewegen. Das Spiel läuft mit gefühlten vier Bildern in der Sekunde, sie Steuerung ist unfassbar träge und unpräzise und die krisseligen Texturen sorgen schnell für Kopfschmerzen. Gut gemeint, ambitioniert, aber technisch eine Katastrophe. Besonders in hektischen Momenten und in engen Korridoren ist Virtual Hydlide nahezu unspielbar, die dürftige Kamera versagt komplett und man kassiert Treffer ohne zu raffen von wem und von wo.
Stroboskopisch!
Die Gegner sind meist viel zu stark für uns und die lahme Umsetzung unserer Steuerbefehle und so sterben wir. Oft. Sehr oft. Nach und nach finden wir Schwerter, Schilde und besiegen Endbosse. Doch wirklich Spaß macht das zu keiner Zeit. Obendrein wird der Spielfluss von fummeligen Menüs getrübt und die per Zufall generierte Welt macht vielleicht in der Theorie eine Menge her, doch in der Praxis rennt man eigentlich nur von A nach B und weicht den nervigen Kämpfen so weit es geht aus. So sollte das nicht sein in einem zünftigen Adventure.
Die Musik ist okay und die Ladezeiten für ein frühes diskbasiertes Videospiel human, doch der durchaus mutige Ansatz eine solche Spielwelt zu schaffen wird durch die technischen Limitationen zur Geduldsprobe. Mitte der Neunziger war es eben schlichtweg nicht möglich ein solches Vorhaben auf heimischen Konsolen vernünftig umzusetzen. Schade. Die Atmosphäre dieses ruckeligen Daumenkinos ist nämlich ganz gut eingefangen, die düsteren Wälder mit ihren Killerbäumen und düsteren Höhlen erinnern an ein dunkles Märchen. Aber gut gemeint reicht eben nicht.
Das Gegenteil von „Gut“ ist „Gut gemeint“.
Wer Interesse an Virtual Hydlide hat, mal sehen möchte wie ein vergeigter Großvater von Spielen wie Skyrim einmal aussah, sollte sich lieber ein paar Clips bei YouTube anschauen und von der Spieledisc Abstand halten. Auch Nostalgie und Retrogaming haben ihre Grenzen.
Dann lieber ne Runde Zelda oder Beyond Oasis.
Bis bald.
Gescheiterter Versuch eines dreidimensionalen
Rollenspiels der frühen Neunziger. Finger weg!