Zu einer Zeit, als Apple keine glorifizierten Armbanduhren auf den Markt warf, tauchte immer mal wieder folgender Satz auf ; “Wann stellt Apple mal eine Spielkonsole her?“ Tja, meine lieben Kinder, das ist bereits geschehen – und ich meine nicht ein iPhone voller Download-Spiele. Im Jahr 1996, als Schachcomputer Deep Blue zum ersten Mal Schachweltmeister Garry Kasparow bezwang und Klonschaf Dolly das Licht der Welt erblickte, wollte ein weiteres Stück Technik die Welt zum Staunen bringen… wollte…
PC-Konkurrent Apple wollte mit einer CD-Heimkonsole den Videospielmarkt aufmischen und gleichzeitig einen preiswerten Heimcomputer anbieten, der auf dem hauseigenen Mac-OS-Betriebssystem basierte und sogar netzwerkfähig sein sollte. Man hatte aber Bedenken die Maschine selber zu vertreiben und wollte den Bau der Konsole, die den Hobbit-Namen “Pippin“ tragen sollte an andere Elektronikhersteller lizensieren. Ähnlich wie Panasonis’s 3DO, was ein paar Jahre zuvor gnadenlos baden ging. Schwache Hardware und schlechte Prognosen überzeugten letztendlich nur Bandai, die Pippin in die Läden zu stellen.
Das war wohlgemerkt zu einer Zeit, bevor stilisierte Tablets und hauchdünne Smartphones die Verehrung des Apfelkonzerns einläuteten. Damals war Apple eine unter Fachleuten und Nerds beliebte Alternative zum PC, aber kein Garant für wirkliche Innovation im Hardwarebereich. Zu der Zeit hatte man den alten (und zukünftigen) Prophetenguru Steve Jobs ja aus der Firma geekelt.
Als die arme Pippin 1995 in Japan und 1996 in Amerika auf der Spielebühne auftrat, wurde der Markt bereits von den spieletechnisch deutlich stärkeren Konkurrenten Playstation und dem Sega Saturn beherrscht. Da hatte der kleine graue Obstkorb keine Chance. Für eine Konsole war das Teil zu teuer und es gab zu wenig interessante Software und als Billig-Computer war es vollkommen uninteressant. Die Leute sahen keinen Bedarf für ein solches Produkt und so verstaubte es im Ladenregal. Das einzige Spiel, über das heute noch im Geringsten gesprochen wird ist vielleicht “Super Marathon“, aber nur, weil es von Bungie entwickelt wurde, den späteren “Halo“-Machern.
Als Steve Jobs 1997 wieder an Bord geholt wurde, stoppte er unter Anderem alle Arbeiten am Pippin-Konzept, Bandai beendete die Produktion und so verschwand die legendäre Apple-Konsole knapp ein Jahr nach ihrem Erscheinen wieder in der Versenkung. Was blieb, ist ein bitterer Nachgeschmack, eine Erinnerung, die Apple erfolgreich verdrängen konnte. Die amerikanische Zeitschrift PC WORLD schrieb damals “Underpowered, overpriced, and underutilized–that pretty much describes everything that came out of Apple in the mid-90s.”
Mittlerweile ist der Konzern oben auf, das vitaminhaltige Firmenlogo prangt auf unglaublich erfolgreichen Geräten verschiedenster Art und wird von Millionen Technikjüngern weltweit angebetet und verehrt. Da Apple für viele eine Art Religion zu sein scheint, zu was macht das dann den kleine Pippin? Zum Märtyrer? Zum Jesus, der am kommerziellen Kreuz sterben musste, um die Neugeburt Apples und die Auferstehung eines Flachbild-Telefons zu ermöglichen? Wahrscheinlich nicht, es ist und bleibt ein gigantischer Flop. Aber es war ein löblicher Versuch, einen TV-Computer mit einer Spielekonsole zu kreuzen. Planung, Technik und Marketing mögen mangelhaft gewesen sein, trotzdem ist der Gedanke irgendwie nett. Ein wenig zumindest.
Denkt also immer daran, niemand ist unfehlbar, auch die angebissene Hülsenfrucht nicht. In dem Sinne,
Ollibaba 😉