Saucoole Pelztiere mit Sonnenbrille, Skateboard oder Baseballcap? Rotzfreche Anarcho-Typen mit einer Menge Attitüde? Kennt man das noch? Das waren die dutzenden Maskottchen diverser Hersteller und Publisher in den Neunzigern, die wie eine Mischung aus Bart Simpson und Vanilla Ice daherkamen und uns mit ihrer provokativen Coolness meist mehr zum Lachen als zum Staunen brachten…
Ein paar Maskottchen spielten die Hauptrolle in wirklich gelungenen Videospielen, einige davon wurden sogar zu erfolgreichen Spielereihen wie Crash Bandicoot, andere wiederum versanken in der virtuellen Bedeutungslosigkeit. Die Kinder von damals, oder “Kids” wie man neudeutsch (bzw. neu-cool) gerne sagt, fielen nach dem x-ten pseudo-rebellischem “Ich will jetzt noch nicht ins Bett”-Klon nicht mehr so leicht auf die flotten Sprüche rein. Kinder merken schnell, wenn man sie verarschen will und durchschauten die kläglichen, hohlen versuche vieler Publisher. Kinder sind gar nicht so blöd, wie viele Marketingköpfe oft zu denken scheinen. Wahrscheinlich hatten die Verantwortlichen die Hoffnung mit generischen Kopien erfolgreicher Figuren der Popkultur eine neue, gelddruckende Marke an den Start bringen zu können, mit der man langfristig Spiele, Zeichentrickserien und Frühstücksflocken verkaufen könne. Meist allerdings erfolglos. Viele besagte Maskottchen waren einfach zu sehr bemüht cool und zeitgeistig rüber zu kommen als wirklich sympathisch zu wirken. Denn cool werden auch fiktive Figürchen nur durch ihre digitalen Taten und nicht weil der Startbildschirm es gerne so hätte…
Heutzutage bewirken die meisten dieser bizarren Wesen heute ein nostalgisches Schmunzeln, bzw. entlocken dem älteren Zocker eventuell eine wohlige Erinnerung an ein spaßiges Spielerlebnis, sind aber trotzdem nicht mehr als eine kleine Fußnote im Geschichtsbuch der Videospiele. Eine kleine, unfreiwillig alberne Zeiterscheinung der Neunziger,die man ruhig einmal geistig Revue passieren lassen kann…
Was aber aus heutiger Sicht noch viel merkwürdiger anmutet als besagte coole Zeitgenossen, ist die Tatsache, dass es zur selben Zeit gerne Mal ganze Spiele gab, die eigentlich nur ein spielbarer Werbespot waren. Man erinnere sich an Spiele wie McKids, einem Spiel von und über die Burgerkette mit dem dem goldenen M und dem vielen Fett. Oder Cool Spot, einem Game in dem man den roten Punkt des Seven Up Softdrink-Logos durch bunte Strand-Level steuerte. Eine weitere bizarre Maskottchen-Erscheinung der Neunziger. Manchmal waren diese Spiele ganz unterhaltsam und recht anständig programmiert worden, aber der Gedanke auf diese wenig subtile Weise zielgruppengerecht Junk-Food zu bewerben wirkt heute doch eher fragwürdig und gruselig. Gehen die Werbemacher heute dezenter zu Werke? Wahrscheinlich nicht, aber Videospiele zum Vollpreis in denen man ein laufendes Logo steuert? Oder ein schießendes Produkt irgendeiner Franchise-Kette? Man stelle sich mal vor, wie diese Art von Promotion heute aussehen würde. Ein Spiel einer bekannten, überteuerten Kaffeekette zum Beispiel:
oder ein Game eines Herstellers erotischer Kleingeräte:
Wir werden es wohl nie erfahren, höchstens in Gratis-Browser-Spielen im Internetz oder auf dem Smartphone vielleicht. Und dann nicht für 90 Mark im Kaufhaus wie damals. War ja schon irgendwie dreist von den Herrschaften. Aber egal, ist ja vorbei. Sind wir jetzt alle ein wenig schlauer geworden? Mir doch wurscht! Ich wollte nur kurz an diese beiden recht kurzweiligen Gaming-Trends erinnern.
Denn nur aus der Vergangenheit kann man lernen… oder drüber schmunzeln, reicht auch.
Carpe diem, Leute!
RETROllibaba 😉