Igitt! Pfui! Krabbelige Insekten, haarig und giftig… Bäääh!
Skorpion und Tarantel on Tour… was nach einer ollen Heavy Metal Band klingt, ist tatsächlich ein Wii-Spiel über besagtes Ungeziefer und deren Überlebenstrip durch die amerikanische Wüste. Ein Spiel, das den meisten Zockern kaum bekannt sein dürfte, was eigentlich schade ist.
Die Protagonisten sind besagtes Krabbelzeug, ein junges Wüstenskorpion-Männchen und eine ausgewachsene, weibliche Tarantel. Wer jetzt aber niedliche Cartoonfigürchen mit Kulleraugen, Klamotten und Stöckelschuhen erwartet, irrt sich gewaltig. Deadly Creatures bemüht sich den täglichen Kampf ums Überleben halbwegs glaubhaft rüber zu bringen, wenn auch mit einer zusätzlichen Prise Action. Die Gefahren sind zahlreich und immer präsent; Ratten, Schlangen und andere Arachniden trachten uns nach dem Leben und machen unsere Reise durch die kleine, große Welt zu einem tödlichen Abenteuer.
Spiderman und der Wind of Change
Deadly Creatures ist ein Action Adventure, in dem wir immer wieder zwischen den beiden Krabbeltierchen wechseln und deren individuelle Fähigkeiten nutzen. Die leichte Spinne ist beispielsweise agiler, kann auf Gegner springen, Spinnenfäden schießen und sich so über Hindernisse hinweg bewegen, während der Skorpion im Kampf mehr wie ein Panzer agiert, träge aber kräftig und nebenbei Grashalme schneiden und in lockerer Erde graben kann. Spezialisten in ihrem Feld.
In den zehn Kapiteln durchwandern wir schluchtartige Gräben in der sandigen Wüste, stinkige Abwasserrohre und gigantische Alltagsgegenstände, die aus Insektensicht wie Denkmäler einer fremden Welt in den Kulissen stehen. Eine spielerisch sehr originelle Sichtweise, die man hier bekommt und eine tolle Atmosphäre. Ein weiteres cooles Element ist die Tatsache, dass wir als passive Beobachter nebenbei eine Geschichte um korrupte Menschen erzählt bekommen, die beide Akteure manchmal aus verschiedenen Blickwinkeln mitbekommen. Mal was anderes und durchaus smart, so eine Story in ein Spiel über gefährliche Viecher einzufädeln.
Spielerisch pendelt Deadly Creatures immer zwischen Kampf und Entdeckung. Wie finden interessante Details, müssen uns einen Weg zum Weiterkommen überlegen und dazwischen immer wieder spannende und meist fordernde Kämpfe überstehen. Die Steuerung ist Wii-typisch mit ein paar Fuchteleinlagen unterfüttert, ist aber intuitiv und simpel genug um nie ein Hindernis oder gar Ärgernis darzustellen. Regelmäßig erlernen wir neue Fähigkeiten und leveln unsere kleinen Tierchen nach und nach auf. Neue Fähigkeiten bedeuten sowohl im Kampf, als auch in der Fortbewegung neue Möglichkeiten, was das ansonsten recht abwechslungsarme Gameplay davor rettet, langweilig zu werden. Es mag zwar irgendwie albern erscheinen, eine Spinne erst mit dem Talent Netze zu spinnen aufwerten zu müssen, aber man lernt im Leben schließlich nie aus… auch nicht als Tarantel.
Klein aber zumeist fein.
Das Gameplay als solches ist okay, der eigentliche Clou an dem Titel ist aber das Konzept, die Atmosphäre und die einzelnen Areale. Sich als Spinne an der Decke hangeln oder durch ein vergessenes Puppenhaus krabbeln, dem Lichtschein eines defekt flackernden Handys folgen und uns mit einer riesigen Schlange kabbeln, finde ich das cool und erfrischend unausgelutscht. „Mal was anderes“ wird hier groß geschrieben und macht diesen Titel zu einer guten Alternative für alle, die mal die ausgetretenen Pfade verlassen und etwas Eigenständiges zocken wollen.
Die Grafik ist für Wii-Verhältnisse sehr gut, detailliert und schön gemacht, auch wenn die Texturen nicht mit HD-Konsolen mithalten können und die Framerate bei zu viel Chaos etwas in die Knie geht. Dafür sind die Levels durchdacht, das graubraune Wüsten-Setting und der Blick in die Welt der stacheligen Kleintiere eine willkommene Abwechslung. Das Spiel mag manchmal etwas ungeschliffen und rau wirken, technisch kein Überflieger sein und spielerisch keine Bäume ausreißen, trotzdem empfand ich meinen tödlichen Survivaltrip sehr unterhaltsam und freue mich, dass manche Entwickler doch noch Risiken eingehen und versuchen, etwas neues zu machen. Kein Meisterwerk, aber ein Geheimtipp.
Kleine Krabbler in großem Actionabenteuer mit originellem Setting
und manchmal durchwachsener Technik. Einfach Erfrischend anders!