TestLabor: MIRROR’S EDGE CATALYST (PS4)

LOGOS - Überschrift TEST Plays

MIRROR’S EDGE CATALYST

Im Jahre 2008 erschien der erte Teil einer neuen Spielereihe namens Mirror’s Edge. Es war ein Versuch von Entwickler Dice, mal etwas anderes auf dem Spielemarkt zu etablieren. Etwas Frisches, mit neuen Ideen. Heraus kam ein tolles Spiel, das bis heute zu meinen Favoriten der letzten Generation gehört und meiner Meinung nach sträflich unterschätzt wird (hier mein Test). Über die Jahre wurde immer wieder ein Nachfolger ins Gespräch gebracht, doch lange Zeit kam nichts Substanzielles. Jetzt, knapp acht Jahre später ist die Fortsetzung Catalyst endlich im Handel erhältlich und ich habe mich durch die Häuserschluchten geschwungen.

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Wir übernehmen erneut die Kontrolle über Faith Connor, die süße, asiatische Akrobatikmaus, die frisch aus dem Jugendknast entlassen als Runner in der futuristischen Stadt Glass in Cascadia arbeitet. Dort herrscht ein totalitäres Konglomerat aus verschiedenen Konzernen, angeführt von Kruger Holding, dessen Patriarch Gabriel Kruger mit seiner Kruger Security, kurz “K-Sec” das Sicherheitsmonopol inne hat und dem die Freiheitskämpfer ein Dorn im Auge sind. Unsere Aufgabe ist es, diesem Laden die diktatorische Suppe zu versalzen… Rage against the Machine, also!

Zwergenaufstand im Applestore

Die Story bietet einige interessante Ideen, ist aber im Grunde recht platt und wird manchmal etwas stiefmütterlich erzählt. Ich hatte mir hier mehr gewünscht, bietet die Grundidee doch viel mehr Raum für gutes Storytelling. Aber naja, hauptsache das Gameplay stimmt… aber tut es das?

Die Kernmechanik ist die gleiche wie im Vorgänger; wir rennen, springen, rutschen und kraxeln durch die klinisch saubere Utopie einer unterdrückten Gesellschaft. Alles wirkt blank poliert und irgendwie statisch, minimalistisch und aalglatt, ein wenig wie die Star Trek Filme von J.J. Abrams… oder ein Applestore. Die schöne neue Welt, die hier präsentiert wird ist kalt, aber stylish, unwirklich und doch interessant, doch leider gibt es nichts wirklich Interessantes zu entdecken, wenn man sich einmal umschaut. Es ist eben alles nur Fassade, in Cascadia und im Spielgeschehen. Aber die echte Stärke des Vorgängers lag genauso wenig in der Geschichte um die flinken Postboten des Widerstandes, sondern in der waghalsigen Parkour-Action!

Und hier kann der neue Teil durchaus punkten. Neu hinzu gekommen sind einige neue Fähigkeiten, wie ein Seil an dem wir uns über Abgründe schwingen können (Dr. Jones wäre stolz) oder eine Art Enterhaken, mit dem wir an bestimmten Punkten hohe Wänden herauf flitzen können. Klingt ein wenig nach Assassin’s Creed Syndicate oder Arkham City? Stimmt, aber gut geklaut ist immer besser als schlecht erfunden. Diese Neuerungen fügen sich gut ins bekannte Freerunning-Gameplay ein und bringen die Reihe spielerisch weiter… wenn da nicht dieser Fähigkeiten-Baum wäre. MOTZ MODUS: AN! Wir müssen nämliche sämtliche Tricks und Kniffe mit XP in einem solchen Bäumchen freischalten, was in diesem Fall eher nervt als motiviert. Erst recht wenn es sich um Fähigkeiten handelt, die im Vorgänger von Anfang an zur Verfügung standen.

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Um XP zu erhalten erfüllen wir diverse Nebenmissionen, in denen wir fragile Fracht von A nach B transportieren müssen oder Funktürme der bösen Polizeitruppen ausschalten müssen. Das ist die ersten Male ganz witzig, schnell werden die immer gleich strukturierten “Laufe in dreißig Sekunden von A nach B”-Missionen leider ziemlich eintönig und sogar nervig. Hinzu kommen uninspirierte Sammelobjekte. Wir finden Mikropchips, die wir aus Terminals herausreißen oder gelb leuchtende Orbs, die in der offenen Spielwelt verteilt sind. Diese geben magere 10 XP, was bei den nötigen 7000XP für das nächste Upgrade gerade zu lächerlich ist. Beschäftigungstherapie in HighDef.

Manches sollte geschlossen bleiben

Apropos offene Spielwelt, dieses Idee fruchtet in der Praxis nicht so gut, wie ich es erwartet hatte. Die Levelstruktur des Vorgängers passte meiner Meinung nach wesentlich besser zum Parkour-Konzept eines Mirror’s Edge, wird die vorgegaukelte Open World hier doch eher dazu genutzt, die angesprochenen Sammelobjekte sicher aufzubewahren. Die einzelnen Hauptmissionen sind meist spaßig und haben ein paar echt coole Ideen und Szenarien auf Lager, hätten aber nicht mit einer solchen Welt verbunden werden müssen. Momentan ist Open-World aber nunmal der Shit in der Gaming-Community, ob’s Sinn macht oder nicht.

mirredgecatal-2Ein weiterer fataler Fehler ist die Tatsache, dass man das Kämpfen gegen verschiedene K-Sec-Soldaten zu sehr in den Mittelpunkt rückt. Wurde man im ersten Teil noch angehalten, physischen Konfrontationen aus dem Wege zu gehen, muss man sich hier einige Male gegen gescriptete Horden von übermächtigen Kampfeinheiten zur Wehr setzen. Hier liegt das größte Frustpotential von Mirror’s Edge Catalyst! Die agile Steuerung ist nicht wirklich dafür ausgelegt, immer wieder unter Beschuss auf höhere Ebenen zu klettern um den Gegnern in bester Super Mario Manier von oben auf den Scheitel zu hüpfen. Diese Konfrontationen machen keinen Spaß, stören den Spielfluss und passen ganz und gar nicht ins Konzept, wie ich finde. Hier verliert sich die Grundidee und Catalyst wird zur Mogelpackung; bekommt man doch nicht wirklich das, was man beim Titel erwartet hat. Albern.

Die serientypischen Trial’n’Error-Momente sind zwar nach wie vor präsent, gehören aber zu Faiths Alltag dazu wie ihre roten Sportschuhe. Es wurde einiges am Gameplay verbessert, mehr wurde jedoch verhunzt. Echt schade.

“Schade” beschreibt meine Haltung zu diesem Titel ganz gut. Die meiste Zeit, die ich in der Welt von Mirror’s Edge Catalyst verbrachte, war ich irgendwie unzufrieden. Vieles funktioniert, die Welt ist toll gestaltet, auch wenn sie leblos und zu steril wirkt. Die zweckmäßige Grafik und grob aufploppenden Texturen mögen nicht auf Next-Gen-Niveau sein, aber so etwas stört mich nicht. Das abseits der Hauptmissionen recht eintönige Gameplay und die aufgesetzten Konfrontationen mit bewaffneten Schergen hingegen schon eher. Die sind einfach enttäuschend. Mir ist klar, dass meine Erwartungen zu hoch waren und das der erste Teil heute auch nicht mehr den Wumms hat, den es bei seinem Erscheinen hatte, trotzdem bin ich im Ganzen einfach enttäuscht.

Nur am Motzen, der Ollibaba!

Jetzt habe ich mir meine ganze persönliche Enttäuschung von der Gamerseele geschrieben und ihr denkt, ich halte Mirror’s Edge Catalyst für ein schlechtes Spiel? Naja… es hat gute Momente, macht streckenweise richtig Bock. Der Flow, wenn man sich an Wänden, Rohren und Kabeln entlanghangelt ist nach wie vor einzigartig und etwas, dass ich wirklich vermisst habe. Das Artdesign ist nach wie vor cool und die Protagonistin eine würdige Spieleheldin. Und doch wiegt für mich das Negative zu schwer, mir persönlich missfallen die eben erwähnten Kritikpunkte einfach zu sehr und in der Summe stößt mir einfach zu viel sauer auf. Wer den ersten Teil mochte, sollte sich im Klaren darüber sein, was hier geboten wird; mehr vom Gleichen, mit ein fragwürdigen Neuerungen. Allen Anderen rate ich, auf einen günstigeren Preis zu warten oder den ersten Teil aus der Mottenkiste zu holen.

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Ich finde es schade, dass ich so viel über das neue Catalyst meckern muss, aber so ist es nunmal. Ich hoffe, dass es einen dritten Teil geben wird, bei dem man sich im Hause DICE und EA die viele Kritik zu Herzen nimmt. Mirror’s Edge Catalyst ist keine Katastrophe, nur eine herbe Enttäuschung für mich.

MirrEdge2-faith no more

Und immer dran denken, das ist NUR meine Meinung,
OlliSignatur-1

Testfazit 16 - Pos Neg - A
Immer noch einzigartig

Sympathische Heldin

Cooles Parkour-Feeling

Testfazit 16 - Pos Neg - B
Aufgezwungene Kämpfe
Ärgerliches Kampfsystem
Nerviger Fähigkeiten-Baum
Nutzlose Sammelobjekte
Lahme “A nach B”-Missionen
Frustrierende Momente
Teils echt maue Technik

Testfazit 16 - fazitSehr stylische Fortsetzung, die wenige Stärken des Vorgängers
beibehält und mit unpassenden Neuerungen enttäuscht. Schade.