The London Heist ist Teil der Spielesammlung Playstation VR Worlds, die zusammen mit Sony’s fescher Virtual Reality Brille in den Handel gekommen ist. VR Worlds beinhaltet diverse Erlebnisse und Minispiele, die mal gut (Danger Ball), mal interessant (Ocean Descent) bis hin zu dämlich (VR Luge) und sogar Brechreiz erregend (Scavengers Odyssey) sind. Der klare Sieger der Scheibe und toller Vorzeigetitel für die neue Technologie stellt die britische Räuberpistole The London Heist dar. Ein granatengeiles Erlebnis. Alter Falter!
Atmosphärisch erinnert das ganze an alte Gangsterfilme und wirkt mit seinem überzeichneten Figuren wie ein virtueller Guy Ritchie Film. Zu Beginn sitzen wir in einer dunklen Lagerhalle und lernen direkt den kahlköpfigen Mann fürs Grobe kennen. Doch leider nicht bei einer geselligen Tasse Earl Grey, sondern bei einem düsteren Verhör, bei dem wir leider den Part des Verhörten übernehmen. Krass, wie sehr man sich hier involviert und direkt angesprochen, bzw. angeschrien fühlt. Wenn wir aufstehen oder den Kopf zur Seite neigen, folgt uns der wütende Blick des griesgrämigen Schlägers überall hin und lassen seine Drohungen erschreckend real erscheinen. Nach ein paar Einschüchterungen erzählen, bzw. spielen wir verschiedene Erinnerungen, die in virtuellen Rückblenden spielbar sind.
Aus den Söckchen gepustet!
In einem britischen Pub bekommen wir Informationen und praktische Gegenstände um einen gefährlichen Raub durchzuführen; ein Handy, das wir uns ans Ohr halten und Dank 3D-Sounds auch an der Ohrmuschel hören dürfen, ein Bündel Bargeld und weitere Kleinigkeiten. Als ich mich während dieses Briefings im besagten Pub umsah, wurde mir deutlich, dass ich gerade Zeuge etwas wirklich Neuen bin. Die Details, die alte Ledersitzbank mit ihren Nieten und Rissen auf der ich saß, die Holzdecke, der Boden unter meinen Füßen. Ich war in diesem Pub, zumindest für einige Minuten… echt krass geil. Die Interaktivität mit der Umgebung, wenn man Gegenstände mittels Move-Controllers aufnimmt und sich in Ruhe anschaut, tun ihr Übriges. Eine Zigarre auf dem Tisch wird flux zum Mund geführt und mit einem silbernen Feuerzeug angezündet – Bäm! Wir können virtuelle Zigarren schmökeln! Wer braucht da noch Schockbilder und Tabaksteuer?
Doch auch abseits der Eigenschaften einer aufwendigen Technikdemo hat The London Heist auch spielerische Qualitäten. Nach dem missglückten Diebstahl in einer riesigen Halle müssen wir unter Feuerbeschuss Deckung nehmen und nach und nach die schießfreudigen Feinde unschädlich machen. Hierzu nehmen wir eine Pistole auf und feuern, wie bei ollen Lightgunspielen auf die bewaffneten Halunken ballern. Sehr simpel, aber effektiv. Man behält immer den Überblick, wird nicht überfordert und kann in Ruhe die Action in der neuen 3D-Welt genießen. Cool. Anschließend flüchten wir als Beifahrer einen etwas spartanischen Highway hinunter und müssen uns gegen motorisierte Gegnerhorden behaupten. Ein paar Schüsse in Kopf oder Reifen genügen meist um den Asphalttrip in ein Effektfeuerwerk zu verwandeln. Irre, wenn um uns herum Motorräder explodieren und sich Lastwagen überschlagen. In ruhigen Momenten können wir sogar am Radio und den Lüftungen des eigenen Gefährts herumfummeln – so viel Zeit muss sein!
Bube, Dame, König, VOLLGAS!
Alles wirkt wie ein erlebbarer Film, eine klassische Ganovengeschichte und Misstrauen, Raub und fliegendes Blei. Auch der Showdown enttäuscht nicht und schließt das knapp halbstündige Erlebnis gelungen ab. Keine große, anspruchsvolle Story, aber perfekt für dieses Genre. Die Tatsache, dass wir The London Heist komplett sitzend spielen können, ohne uns aktiv fortzubewegen sorgt für eine unaufgeregte, angenehme Einführung in eine neue, virtuelle Welt, die auch empfindlichen Spielern mit Hang zu Motion Sickness Spaß machen dürfte. Alles ist ruhig genug und auf ein geschmeidiges Erleben fokussiert, was diesen Trip leicht verdaulich macht. Verantwortlich für diesen Raubzug ist übrigens ein Mann namens George Andreas, der seinerzeit bereits am grandiosen GoldenEye 64 mitwerkelte und einer der Erfinder des sympathischen Hüfduos aus Banjo Kazooie war. Eine weise Entscheidung von Sony, für das hauseigene London Studio kreative Köpfe unter Anderem von Rare anzuwerben. The Queen is probably amused.
Technisch ist das Spiel auf hohem Niveau, die Charaktermodelle und Mimiken sind glaubwürdig und das digitale Schauspiel samt der knurrigen englischen Stimmen sorgen für Gansterstimmung. Der 3D-Sound ist toll abgemischt und lässt es um den Spieler herum krachen, zischen und rumpeln. Als einzigen, bescheidenen Wertmutstropfen könnte man die die Auflösung des Sony Headsets ankreiden, die eine knackige Schärfe generell vermissen lässt, was aber eher ein Problem der Hardware und nicht der Software darstellt. Trotztdem funktioniert die Illusion perfekt.
The London Heist ist vielleicht kein brillantes, tiefgründiges Videospiel, aber eine brillante Erfahrung mit aufregenden spielerischen Momenten. Etwas Neues, Einzigartiges. Die On-Rail-Mentalität ist einsteigerfreundlich und angenehm, die Geschichte mit ihren verschrobenen Schergen spaßig und die interaktiven Umgebungen und Details eine wahre Freude. Kurz, krachig und knackig. Bei Inhalten wie diesem verstehe ich den VR-Hype nicht nur, sondern feure ihn mit an! So etwas hab ich vorher noch nicht erlebt, so etwas muss konzeptionell ausgebaut und vertieft werden, so was muss zu einem Subgenre werden… „Interactive verspielte Story“ oder so ähnlich. Absolute Zockempfehlung, my friends! Da ist es ja fast schade um den Brexit…
Cheerio!
Unfassbares Mittendrin-Gefühl
Glaubwürdige Animationen
Verspielte Details
Weiche Action ohne Übelkeit
Kurz und knackig inszeniert
Responsive Steuerung
Auf Dauer zu linear und wenig Abwechslung
Genialer Auftakt in eine neue Welt des Geschichtenerzählens in der virtuellen Realität.
Guy Ritchie trifft Lightgun mit einer Prise Michael Bay. I rather liked it!
Für dieses Spiel kann ich aufgrund meiner Erfahrung komplette Entwarnung geben, was Übelkeit und Schwindel betrifft.
Da man sich hier im Sitzen relativ ruhig umsehen und agieren kann, sollte hier eigentlich nichts passieren. Keine Panik.