Uncharted 4 – A Thief’s End
Nachdem sich der gute Abenteurer Nathan Drake zur Ruhe gesetzt und mit seiner Frau Elena ein neues, bürgerliches Leben begonnen hat, taucht plötzlich sein totgeglaubter Bruder Sam auf und bittet ihn um einen Gefallen. Dieser beinhaltet eine erneute Reise zu entlegenen Orten, gefährlichen Zwischenfällen und einem legendären Schatz. Doch um den schnöden Mammon allein soll es dieses Mal gar nicht gehen, nein, wir müssen Sam dabei helfen einen sagenumwobenen Piratenschatz zu bergen um seine Schulden zurück zu zahlen, ansonsten muss er zurück in den Knast oder schlimmstenfalls sein Leben aushauchen. Nathan war seinerseits damals bei dem fingierten Gefängnissausbruch dabei, bei dem Sam angeblich ums Leben kam, doch stattdessen verbüßte er eine jahrelange Haftstrafe im Namen seiner geflohenen Mitstreiter, inklusive Nathan. Tiefsitzende Schuldgefühle bringen Nate nun dazu, seine Gattin zu beschwindeln, sein friedliches Dasein erneut hinter sich zu lassen um sich mal wieder in ein halsbrecherisches Abenteuer zu stürzen.
Hals über Kopf
Unterwegs treffen wir auf alte und neue Bekannte, liebgewonnene Kollegen, hinterhältige Halunken und verfressene Lemuren. Wir werden mehrfach hintergangen und klettern und ballern uns serientypisch um Kopf und Kragen. Deckungsballereien, Faustkämpfe, rasante Verfolgungsjagden, einstürzende Untergründe und schwindelerregende Seilschwingereien sind an der Tagesordnung und perfekter denn je. Die gnadenlos gute Steuerung und flockige Spielbarkeit lassen jedes noch so abstrus wirkende Szenario locker leicht von der Hand gehen und bieten gepaart mit den generösen Rücksetzpunkten perfekte, flockige Popcornunterhaltung. Sehr lecker, Naughty Dog weiß wie man großes Kino in die heimische Spielkonsole zaubert.
Die ersten drei Teile waren ja schon gut, aber im vierten Ableger wird Nathan’s abenteuerlicher Job in wirklich brillante, nahezu perfekte Gefilde katapultiert. Auch wenn alles arg geskripted und streckenweise linear ist und alles im Grunde eine ferngesteuerte, wilde Achterbahnfahrt ist, schadet das dem Spielgenuss kein bisschen. Mittendrin haben wir immer mal wieder Zeit und Muße uns auch abseits des Pfades umzusehen um Geheimnisse und Schätze zu entdecken. Die Welt ist zwar nie so offen, wie sie oft wirkt aber das ist bei einem solch knackigen Abenteuer auch wurscht. Schlauchig ist hier trotzdem nix, die Macher gaukeln uns erfolgreich eine lebendige, atmende Spielwelt vor.
Voll des Lobes
Kopfnüsse gibt es natürlich auch. Die immer wieder eingestreuten Rätseleinlagen sind ebenfalls deutlich origineller und besser integriert als in den Vorgängern oder dem sehr guten Tomb Raider Reboot von 2013. Einmal drehen wir Zahnräder, steuern Lichtkegel oder dürfen nur bestimmte Fliesen in einem Versteck betreten – das lockert das actionorientierte Gameplay nicht nur auf, sondern lässt uns an der Schnitzeljagd aktiv teilhaben. Jede Tätigkeit ist meines Erachtens perfekt balanciert, wird nie langweilig, stressig oder ärgerlich. Ein derart feinjustiertes Spiel habe ich lange nicht mehr gesehen, der vierte Uncharted-Teil macht spielerisch also alles richtig. Bravo.
Aber auch die spannende Geschichte weiß zu unterhalten, alle Figuren agieren glaubwürdig und menschlich. Es gibt keine eindimensionalen, peinlichen Charaktere wie in den meisten Genrevertretern, sondern echte Gefühle, wie sie mancher Kinostreifen nicht hinbekommt. Die Dialoge sind super, innerhalb der Storysequenzen und auch während der Action, wenn man beispielsweise versehentlich im Kreis läuft, seinem Partner erneut begegnet und dieser einem “Da bist du ja wieder! Weg nicht gefunden?” zuflüstert. Immer charmant und sympathisch. Es ist schön, dass Story und Gameplay immer miteinander verbunden scheinen und man nicht abwechslend nur Ballereinlagen und Cutscenes vorgesetzt bekommt. So soll das sein.
Zusätzlich dürfen wir in mehreren Rückblenden erneut den jungen Nathan Drake spielen und so erfahren, warum er so zu seinem Bruder aufschaut oder wie die waghalsige Flucht aus besagtem Gefängnis in Panama ablief. Solche interaktiven Storysequenzen sind eindringlicher, wenn man selbst das Steuer übernehmen darf, statt nur einer passiven Filmsequenz zuzuschauen. Ich denke, die Story von Uncharted 4 würde auch im unverändert im Kino gut funktionieren.
Grandiose Technik
Die Actionsequenzen sind überlebensgroß und bombastisch inszeniert und zeigen, genau wie die ruhigen Momente mit der lebensnahen Gesichtsmimik die Rechenpower der Playstation 4. Die knackscharfen Texturen, die unglaublich detaillierten Kulissen und die hübschen Effekte sind eine wahre Augenweide und laufen zu 99% butterweich. Nur an zwei, drei Stellen, wenn die Welt um einen herum zusammenbricht geht die Framerate ein wenig in die Knie, aber selbst dort niemals so, dass es beim Zocken sört. Beeindruckend. Die Tiefenunschärfe, der rutschige Schlamm und die sich unterwasser schwimmenden Algen sollte man als Techniknerd echt gesehen haben.
HIER hab ich die krachigsten Actionszenen zusammengestellt.
Und HIER könnt ihr meine Screenshots bei Facebook betrachten.
Musikalisch gibt der Hans Zimmer-Zögling Henry Jackman alles und vermischt Bombast und coole Epicness zu einem eingängigen Musikscore, der leider nicht ganz die feinen Untertöne der von Greg Edmonson komponierten Vorgänger erreicht, aber dennoch auf Hollywoodmanier bestens die Szenerien untermalt. Die Sprecher hingegen sind wie immer brillant und gut aufgesetzt. Das Ensamble diskutiert, stichelt, schreit und stöhnt, dass es eine wahre Freude ist. Zusammen mit dem toll abgemischten Surroundsound der Umgebungsgeräusche ist der gesamte Audiopart in Uncharted 4 mehr als gelungen.
Der Multiplayer ist ebenfalls launig, wenn auch nicht so ganz mein Ding. Trotzdem haben mir die wenigen bisher absolvierten Gefechte eine Menge Spaß gemacht. Davon abgesehen kann, wie schon bei der Nextgen-Version von The Last of Us jederzeit die Action pausieren und im Fotomodus mit detaillierten Funktionen beeindruckende Schnappschüsse machen und die grandiose Technik in Nahaufnahme bewundern. Zusätzliche Funktionen und weitere Boni lassen sich nach und nach freischalten und motivieren so nach den funkelnden Schätzlein Ausschau zu halten. Ebenfalls cool ist die Charaktergallerie, in der wir 3D-Modelle aller wichtigen Figuren betrachten, drehen und aus der Nähe bestaunen dürfen – perfekt zum Angeben!
Das Beste kommt zum Schluss!
Falls ihr es aufgrund meiner “dezenten” Lobpudelei nicht gemerkt habt, ich finde Uncharted 4 – A Thief’s End super mega-geil. Ein grandioses Spiel von vorne bis hinten und von oben bis unten. Jeder PS4-Besitzer sollte sich im Klaren sein, dass dieses Spiel DAS Musthave der bisherigen Konsolengeneration ist und DEN Kaufgrund einer eben solchen Playstation für jeden Nichtbesitzer darstellt. Ein gelungener Abschluss und eine Krönung der Uncharted-Spiele zu einer der besten Spielereihen überhaupt. Und spätestens in dem Moment, in dem Nathan und seine Frau auf einer alten Playstation 1 das olle, ebenfalls von Naughty Dog entwickelte Crash Bandicoot einlegen und wir diesen Klassiker als Spiel im Spiel zocken dürfen, wollte ich aufstehen und applaudieren. Genial.
Kaufen, spielen, genießen.
Tolle Geschichte
Super Gameplay
Abwechslungsreich
Brillante Technik
Super Sprecher
Crash Bandicoot
Mmmh, eigentlich nix.
Episches, spannendes Abenteuer mit Hammertechnik. Geil.